Geldpolitik

Der zähe Kampf gegen die Inflation

EZB-Chefin Christine Lagarde sieht düstere Aussichten für die Konjunktur.
EZB-Chefin Christine Lagarde sieht düstere Aussichten für die Konjunktur.(c) REUTERS (WOLFGANG RATTAY)
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Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins am Donnerstag auf zwei Prozent erhöht. Bis das dazu beiträgt, die auf zehn Prozent angeschwollene Inflation zu dämpfen, könnte noch einige Zeit vergehen.

Der Schritt, den die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstagnachmittag gesetzt hat, gilt als groß, ist jedoch erwartet worden. Um der zuletzt auf 9,9 Prozent angeschwollenen Inflation in der Eurozone Herr zu werden, hat die Notenbank den Leitzins gleich um 0,75 Prozentpunkte auf zwei Prozent angehoben. Der Einlagensatz (zu dem die Banken bei der EZB Geld parken können) wurde im selben Umfang auf 1,50 Prozent erhöht. Nach jahrelanger Nullzinspolitik gab es nun binnen weniger Monate gleich drei Zinserhöhungen. Die jüngste dürfte nicht die letzte bleiben. Der EZB-Rat geht davon aus, dass er die Zinsen weiter anheben wird, hieß es.

1 Warum ist die Inflation so hoch, und wird sie jetzt nach der Zinserhöhung zurückgehen?

Die Teuerungsrate ist in der Eurozone zuletzt auf 9,9 Prozent geklettert. Ein Grund sind die Folgen des Ukraine-Kriegs, der sich vor allem in steigenden Energie- und Nahrungsmittelpreisen niederschlägt. Gegen diese importierten Faktoren kann die EZB wenig ausrichten. Doch muss sie sich oft mit dem Vorwurf herumschlagen, dass die lockere Geldpolitik der letzten Jahre auch nicht ganz unschuldig an dem Teuerungsschub ist. Zumal auch die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) deutlich gestiegen ist. Nun will die EZB ein Übergreifen der Teuerung auf andere Bereiche verhindern. Zudem muss sie den Euro stärken, wie Jörg Treier vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag ausführt: Ohne Zinsanhebung würde dieser gegenüber dem Dollar noch schwächer werden. „Dann würde importierte Energie sogar noch teurer werden als ohnehin schon.“ In den USA liegt der Leitzins bereits in der Spanne zwischen 3,0 und 3,25 Prozent.
Bis eine Zinserhöhung Niederschlag in der Teuerungsrate finde, das könne sich indes Monate hinziehen, sagt Agenda-Austria-Ökonomen Marcell Göttert zur „Presse“. Zudem gibt es noch weitere Faktoren, die Einfluss auf die Inflationsrate haben. Eine Rezession könnte etwa einen preisdämpfenden Effekt haben. Zuletzt half auch das milde Herbstwetter: Die Energiepreise sind ein wenig gesunken. Hinzu kommt: Die Inflation wird immer im Jahresabstand gemessen. Wenn es einen starken Preisanstieg gibt, schlägt sich dieser ein Jahr lang in der Teuerungsrate nieder, danach verschwindet der Effekt. Doch Vorsicht: Eine sinkende Inflationsrate bedeutet nicht, dass die Preise zurückgehen. Sie steigen nur langsamer.

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