Taylor Swift legt mit „Midnights“ ihr zehntes Album vor. In den Liedern ringen Oberflächenglanz und tiefere Bedeutung miteinander. Lana Del Rey gastiert auf einem Song.
„At night I hear the darkness breathe, I sense the quiet despair”, sang Cure-Sänger Robert Smith vor wenigen Tagen, stark bejubelt, in Wien. Die Veränderung der Sensibilitäten in den dunklen Stunden ist seit jeher ein beliebtes Sujet in der Kunst. Gegen Mitternacht erwachen die Sinne, das Gewöhnliche bekommt ein geheimnisvolles Ansehen, das Endliche womöglich einen unendlichen Schein. Von „Harlem Nocturne“ bis „Strangers in the Night“ wurde das Thema in vielerlei Stilen behandelt, aber nie vollends ausgereizt. Das leistet Taylor Swifts neues, zehntes Album, „Midnights“, natürlich auch nicht. Aber es fügt wunderbare Nuancen hinzu.
„Meet me at midnight“, lockt sie im Opener, „Lavender Haze“, zum fiepsigen Klang eines angejahrten Synthesizers. Im Lavendeldunst tändelt ihre Stimme mit erotischen Hitzen und deren Folgen. „The only kinda girl they see is a one night or a wife“, beklagt sie die veraltete Mentalität ihres sozialen Umfelds. „The 1950s shit they want from me“ – das zielt möglicherweise auf alte Bekannte aus der Countrymusikblase, in der Swift ihre Karriere begonnen hat. Lang ist's her. Längst hat sie sich in urbane Haltungen und Musikformen geflüchtet. Allein, das Verdrängte kehrt gern zurück. Gerade zur Nachtzeit.