Soziales

Ruf nach mehr Pflegegeld

24-Stunden-Betreute und Vertreter fordern höhere Förderbeiträge.
24-Stunden-Betreute und Vertreter fordern höhere Förderbeiträge.Getty Images
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Der Förderbetrag für 24-Stunden-Betreute soll ab Jänner um 90 Euro erhöht werden. Das ist aus Betroffenensicht weitaus zu wenig.

Wien. Mehr als 30.000 pflegebedürftige Menschen in Österreich haben eine 24-Stunden-Betreuung zu Hause. Diese kostet 3200 Euro pro Monat, wovon der Großteil eigenhändig gestemmt werden muss.

550 Euro davon übernimmt der Bund, sofern der Betroffene in Pflegegeldstufe 3 oder höher eingeteilt ist und unter einer Einkommensgrenze von 2500 Euro netto pro Monat liegt. Bereits vor einem Monat kritisierte die Wirtschaftskammer die Nichterhöhung dieses Förderbetrags des Bundes („Die Presse“ berichtete). Nun ist eine Erhöhung des 2007 festgelegten Betrags mit 1. Jänner zum ersten Mal geplant. Um 90 Euro. „Das ist nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Ernst Nowotny am Freitag bei einer Pressekonferenz der Österreichischen Bundesinteressensgemeinschaft der Agenturen für Personenbetreuung (Öbap).

„Kaum mehr finanzierbar“

Der 75-Jährige versorgt seit drei Jahren mit zwei Betreuerinnen seine pflegebedürftige Frau zu Hause. Durch die massive Teuerung sei das mittlerweile kaum mehr finanzierbar. Die geplante Erhöhung auf 640 Euro ist für Öbap-Präsidentin Karin Hamminger „eine Verhöhnung den Angehörigen und Betreuenden gegenüber“. Außerdem habe die Förderung seit ihrer Einführung mehr als 27 Prozent an Kaufkraft verloren und damit eine reale Kürzung erfahren, kritisiert die Öbap weiter. Dieser Wertverlust beschleunige sich aktuell noch weiter. Für einen fairen Ausgleich brauche es eine Erhöhung von 550 auf 700 Euro.

Die Vertreter und Betroffenen fordern außer einer Inflationsanpassung einen Qualitätsbonus für die Finanzierung qualitätssichernder Maßnahmen sowie einen Fairnessbonus, damit Betreuern mehr gezahlt werden kann. Insgesamt spreche man hier von 800 bis 900 Euro zusätzlich im Monat. Daher schicken die Öbap und das Österreichische Qualitätszertifikat für Vermittlungsagenturen in der 24-Stunden-Betreuung (ÖQZ-24) am 31. Oktober einen offenen Brief an die Funktionäre aller Parlamentsparteien im Nationalrat und Bundesrat, alle Soziallandesräte und den Bundespräsidenten. Darin prangern sie das „politische Versagen“ im Rahmen der 24-Stunden-Betreuung an, die Politik lasse Betroffene im Stich. Das Sozialministerium äußerte sich am Freitag dazu. Zweifellos sei „die Pflege daheim für alle Beteiligten eine große Herausforderung“.

Die Festlegung der Höhe des Betrags sei allerdings komplex, da er zwischen Bund und Ländern aufgeteilt werde. „Die Valorisierung im Ausmaß von zirka 16 Millionen Euro für den Bund sowie elf Millionen Euro für die Länder ist – vorbehaltlich einer Zustimmung durch die Länder und im Einvernehmen mit dem Finanzministerium – jedoch schnellstmöglich angedacht“, heißt es in der Stellungnahme. Damit wolle man die Familien bei der Finanzierung der 24-Stunden-Betreuung unterstützen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2022)

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