Quartalszahlen

OMV profitiert von teurer Energie

Der Öl- und Gaskonzern verdreifachte den Gewinn. OMV-Chef Stern erwartet auch 2023 hohe Gaspreise.

Wien. Die OMV schrieb im dritten Quartal vor Steuern einen Gewinn von 3,3 Mrd. Euro – mehr als eine Verdreifachung gegenüber dem dritten Quartal 2021. Nach neun Monaten steht der teilstaatliche Öl- und Gaskonzern nun bei einem Vorsteuergewinn von 9,1 Mrd. Euro. Der Gewinn je Aktie nach neun Monaten stieg von 4,76 auf 10,18 Euro, so der ATX-Konzern. Der Umsatz von Jänner bis September betrug 48,8 Mrd. Euro, ein Plus von 115 Prozent im Jahresvergleich.

Rund liefen das Geschäft mit der Suche und Förderung von Öl und Gas (Exploration & Produktion) und das Raffineriegeschäft. Diese hätten die negativen Effekte der Russland-Geschäfte mehr als kompensiert. Die reduzierten Gasmengen aus Russland schmälerten das Ergebnis im dritten Quartal um 162 Mio. Euro. Insgesamt wirkten sich die Russland-Effekte mit 268 Mio. Euro negativ aus. Rückgänge gab es im Chemiegeschäft.

Der Abschied von fossilen Brennstoffen, um die Erderhitzung zu stoppen, geschehe nicht über Nacht, sagte OMV-Chef Alfred Stern. Die OMV will sich aber schon jetzt auf nachhaltige Kraftstoffe und das Chemie-Geschäft konzentrieren. Eine Abspaltung des Öl- und Gasgeschäfts sei aber Spekulation. Man sei offen für Gespräche im Sinne der neuen Strategie, es gebe aber keine konkreten Projekte.

Dass die Großhandelspreise für Gas in Europa zuletzt sanken, sei ein kurzfristiger Effekt wegen des besonders warmen Oktobers, der den Beginn der Heizsaison verzögert habe. Diese kurzfristige Entspannung bedeute nicht, dass das Problem gelöst sei.

Die OMV erwartet für heuer einen durchschnittlich realisierten Gaspreis von 55 bis 60 Euro pro Megawattstunde (MWh), was an Förderländern wie Malaysia oder Neuseeland liege, wo die Gaspreise niedriger sind. In Europa sind die Gaspreise derzeit doppelt bis dreimal so hoch. Stern sagte im Gespräch mit der APA, dass davon auszugehen sei, dass die Gaspreise in Europa auch 2023 hoch bleiben werden.

Ob die Gasversorgung für den Winter 2023/24 gelinge, hänge von Faktoren ab, „die man nicht kontrollieren kann“, so Stern. Für die Diversifizierung sei norwegisches Gas wichtig.

Seit dem Einmarsch Putins in der Ukraine zählt Russland nicht mehr zu den Kernregionen der OMV, und es werden keine neuen Aktivitäten mehr gesetzt. Wie es weitergeht, ist offen. Die OMV prüfe alle Optionen bis hin zu einem Verkauf.

Sonderdividende geplant

Die zurzeit hohen Gewinne hatten den OMV-Vorstand am Donnerstag dazu veranlasst, den Aktionären eine Sonderdividende von 2,25 je Aktie vorzuschlagen. Von den insgesamt 736 Mio. Euro erhält die Staatsholding Öbag rund 232 Mio. Euro, der Staatsfonds aus Abu Dhabi, Mubadala, 183 Mio. Euro.

Der Frage, ob er davon ausgeht, dass mit der Sonderdividende eine Gewinnabschöpfung vom Tisch ist, wich Stern aus. Wie die von Brüssel beschlossene Abgabe in Österreich umgesetzt wird, wisse er nicht. Er betonte, dass das Geschäft stark zyklisch sei und man die hohen Gewinne benötige, um auch Täler wie zuletzt die Coronakrise durchschreiten zu können. Bei Energie seien Angebot und Nachfrage nicht in Balance, deshalb die hohen Preise. Es brauche Investitionen, die das Angebot erhöhen.

Der 25-Prozent-Anteil von Mubadala an der OMV-Tochter Borealis dürfte innerhalb des Emirats Abu Dhabi zum Ölkonzern Adnoc wechseln. Die OMV hält 75 Prozent an dem Petrochemie-Unternehmen. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2022)

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