Nicht nur die aktuell besonders hohen Energiepreise, sondern auch strukturelle Veränderungen werden dafür sorgen, dass wir noch länger eine höhere Teuerung haben, sagt Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity.
Die Presse: Ende September wurde die wichtige Nord-Stream-Pipeline weitgehend zerstört, und der Krieg in der Ukraine erreichte mit der Annexion von vier Oblasten durch Russland eine neue Eskalationsstufe. Die Kapitalmärkte blieben relativ entspannt. Hat man sich schon an sämtliche Horrornachrichten gewöhnt?
Carsten Roemheld: Ich glaube nicht, dass wir uns schon an alle Horrornachrichten gewöhnt haben, aber es gab schon vor den Anschlägen auf Nord Stream genügend negative Meldungen. Die Märkte haben also schon erhebliche Anpassungen vorgenommen – vor allem auf den Anleihenmärkten. Dort hatten wir heuer den schlimmsten Crash seit 70 Jahren. Und auch bei den Aktien gab es kräftige Rückgänge. Dafür gibt es auch mehrere Gründe. Etwa die Anhebung der Leitzinsen durch die Zentralbanken weltweit. Hinzu droht durch die Energiekrise jetzt die Gefahr einer Rezession. Und das wird uns in diesem Winter stark beschäftigen. Diese Krise ist durch die Anschläge auf die Pipelines jetzt nicht direkt größer geworden, weil sie ohnehin schon da war.