Gespräch

Bernhard Aichner: Der Autor als Bestatter und Totengräber

Als Vorbereitung für seine Krimis hob Bernhard Aichner ein Grab aus und half einem Bestatter. Angst vor dem Tod hat er seither keine mehr.
Als Vorbereitung für seine Krimis hob Bernhard Aichner ein Grab aus und half einem Bestatter. Angst vor dem Tod hat er seither keine mehr.(c) Akos Burg
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Mit „Broll+Baroni“ sowie „Totenfrau“ kommen gleich zwei Verfilmungen von Bernhard-Aichner-Krimis fast zeitgleich ins ORF-TV. Ein Gespräch mit dem Bestsellerautor über Bibelgeschichten und sein Faible für schräge Ermittler.

Mit neun Jahren wollte Bernhard Aichner Pfarrer werden – heute nimmt er in seinen Kriminalromanen fiktiven Mördern literarisch die Beichte ab. Und das hat durchaus miteinander zu tun. „Unser Dekan im Dorf hat Brandreden gehalten für seinen Beruf. Jeden Sonntag hatte er am Altar seine Bühne, das war ein bisschen wie Schauspielerei“, erzählt Aichner der „Presse am Sonntag“. Die Bibelgeschichten faszinierten ihn. „Die Heilige Schrift ist ja voller Kriminalgeschichten – als Volksschüler war ich gebannt.“ Die Mutter redete ihm diesen Berufswunsch zwar aus, die Liebe zu den Geschichten aber blieb. Mit 15 versteckte er sich regelmäßig im Wald, um sich in seine eigene Welt „fortzuschreiben“. Später arbeitete er als Presse- und Werbefotograf, um sich seine Leidenschaft leisten zu können: „Ich habe 60 bis 80 Wochenstunden gearbeitet und in der Nacht Bücher geschrieben.“ Zunächst mit mäßigem Erfolg. Sein erster Erzählband „Babalon“ wurde 300 Mal verkauft. Darauf sei er damals „wahnsinnig stolz“ gewesen. Das war im Jahr 2000. Der Erfolg startete erst ein Jahrzehnt später, als Aichner begann, seinem Gespür für Suspense zu folgen . . .

Ungewöhnliche Ermittler. Noch bevor er mit der „Totenfrau“-Trilogie über eine kriminalistisch aktive Bestatterin einen Bestseller landete, erschien seine Krimireihe über Totengräber Max Broll, der mit seinem Freund Baroni Verbrecher jagt. Jetzt kommen diese ungewöhnlichen Ermittler fast zeitgleich ins ORF-TV: Zunächst suchen Laurence Rupp (als Max Broll) und Jürgen Vogel (Baroni) in „Für immer tot“ nach Brolls Mutter, die (während die beiden im improvisierten Freilichtkino am Friedhof einen kreischenden Zombie-Film schauen) entführt wird. Rupp und Vogel seien „die Idealbesetzungen für die beiden Verrückten, die ich da erfunden habe“, schwärmt Aichner. Drehbuch und Regie stammen von Harald Sicheritz, der u. a. „Tatort“-Folgen realisiert hat. Aber in keiner wird dem Grab eine derart wichtige Rolle zuteil: Broll legt sich zuweilen selbst hinein.

Aichner hat ein Faible für schräge Krimifiguren. Und auch hier Kindheitserinnerungen. „Der Totengräber war immer ein Außenseiter bei uns im Dorf“, erzählt er. „Wahrscheinlich war er Alkoholiker, er hatte keine sozialen Kontakte, aber er hat etwas Wichtiges getan: Er hat Gräber ausgehoben. Keiner will das machen, aber einer muss es tun.“ Als Vorbereitung auf die Broll-Krimis habe er selbst einmal ein Grab geschaufelt. „Das war im Sommer schon die Hölle. Und erst im Winter, wenn es friert: Das ist Knochenarbeit.“

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