Atacama

Die Wüste der Wüsten lebt

Hier könne nichts gedeihen, urteilte Darwin. Aber er konnte es mit bloßen Augen nur nicht sehen.
Hier könne nichts gedeihen, urteilte Darwin. Aber er konnte es mit bloßen Augen nur nicht sehen.(c) Braunsfurth/Chrom Orange/picturedesk.com
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Selbst in der unwirtlichsten und marsähnlichsten Region der Erde – in der Atacama – haben Bakterien Fuß gefasst. Sie wecken Hoffnungen.

Es sei ein Ort, „an dem nichts existieren kann“. Mit diesem Urteil bestätigte Charles Darwin während der Erdumsegelung mit der Beagle bei seinem Besuch Südamerikas 1835, was die spanischen Konquistadoren veranlasst hatte, den Ort bzw. die Region Gran Desplodado zu nennen: große Einöde. Bei den Indigenen hieß sie Atacama (möglicherweise kommt es von „tecana“ gleich „mir ist kalt“, die Temperaturen liegen bei 14 bis 16 Grad Celsius), so heißt sie noch heute, die trockenste und älteste Wüste der Erde, die sich seit dem Trias – vor 150 Millionen Jahren – über 1200 Kilometer am Westrand Südamerikas von Seehöhe bis zu 3500 Metern hinzieht und im Durchschnitt jedes Jahr mit 0,5 Millimetern Regen bedacht wird, mancherorts kommt über Jahrzehnte keiner. (Das hat auch Vorteile: Es und die Absenz aller Licht- und Luftverschmutzung haben dafür gesorgt, dass im Rahmen der Europäischen Südsternwarte auf den Bergen höchst leistungsfähige Teleskope errichtet wurden.)

Dass es direkt am Meer so trocken ist, hat seinen Grund auf der einen Seite im Humboldtstrom, aus dessen Kälte keine Wolken steigen – nur Nebel, der von der spärlichen Natur und von Menschen aufgefangen werden kann –, auf der anderen Seite hält der Riegel der Anden alles ab. Deshalb war die Region schütter besiedelt, auch die Spanier zogen nur durch, auf dem Weg zwischen Peru und Chile.

Das änderte sich im 19. Jahrhundert, als Bodenschätze entdeckt wurden, erst Silber, dann Salpeter (Natriumnitrat, NaNO3), er wurde – zusammen mit Guano von Meeresvögeln – seines Stickstoffs wegen als Dünger und Rohstoff für Schießpulver exportiert, es war so lukrativ, dass die Südamerikaner erst die spanische Fremdherrschaft abschüttelten und sich dann untereinander in den „Salpeterkrieg“ verstrickten, den Chile 1884 mit Landgewinnen für sich entschied. Lang dauerte der Jubel nicht, der Salpeter wurde wertlos, als Haber und Bosch zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Verfahren entwickelten, Stickstoff aus der Luft zu fixieren.

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