Für Betroffene ist  Einsamkeit ein chronischer Dauerstress.
Psychische Gesundheit

Die zahlreichen Gesichter der Einsamkeit

Das Gefühl der Einsamkeit stellt nicht erst seit der Pandemie eine gesundheitliche und gesellschaftliche Belastung dar – und kann jeden treffen. Die wichtige Botschaft: Es gibt Wege, sich aus dem „inneren Gefängnis“ zu befreien.

Vera hat keinen Grund, sich einsam zu fühlen. Jedenfalls hört sie das oft von Menschen, denen sie sich anvertraut. „Du hast doch eine Familie“, heißt es dann. „Bist nie allein.“ Aber darum geht es nicht. Oder vielleicht geht es genau darum. Denn Vera hat ein Baby, gerade einmal ein paar Wochen alt. Es ist ihr erstes Kind. Untertags ist ihr Mann im Büro – und die junge Mutter hat das Gefühl, zu Hause eingesperrt zu sein. Die Kleine schreit, will trinken, schlafen, gewiegt werden. Doch Vera ist überfordert, und mit ihrer Überforderung fühlt sie sich allein.

Wohin sie mit der Kleinen tagsüber soll, weiß sie nicht. Die Angst, dass sie oder das Kind sich im Café mit Covid anstecken könnte, wiegt schwer – ihr Mann ist Risikopatient. Spaziergänge an der frischen Luft sind schön, aber nach dem Notkaiserschnitt erschöpfend. Veras Freundinnen haben noch keine Kinder, arbeiten Vollzeit und haben unter der Woche kaum Zeit. Ihre Mutter lebt in der Steiermark.

So bleibt Vera mit ihrer Tochter meistens zu Hause. Am Morgen, wenn ihr Mann die Wohnung verlässt, so erzählt sie, sei es besonders schlimm. Viele Stunden liegen jetzt vor ihr, in denen sie zwar nicht physisch allein ist, aber dennoch einsam. Schlimm sei, dass sie dafür kaum Verständnis ernte, sagt die 28-Jährige. Einsam seien doch nur alte Menschen, die allein leben und niemanden zum Reden haben. Nicht eine junge Mutter mit gutem sozialen Netzwerk in einer Stadt, die so viele Möglichkeiten des Zusammenkommens bietet.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Ich habe meine Hände von ihm, wie so vieles, die gleiche lange Form.
Allerheiligen

Ich habe meinen Vater in ein Tuch gehüllt

Ohne die Totenwache hätte ich zwar mit Mitte vierzig den ersten toten Menschen in meinem Leben gesehen, der Tod als Prozess aber wäre mir ferngeblieben. Es würde mir etwas fehlen im Leben. Ich möchte diese Erfahrung nicht missen, sie hat einen anderen Menschen aus mir gemacht.
Die katholische Begräbnisleiterin Barbara Vitovec kurz vor einem Begräbnis am Wiener Zentralfriedhof.
Allerheiligen

Die Frau, die Begräbnisse leitet

Barbara Vitovec ist nebenberuflich katholische Begräbnisleiterin, etwa am Wiener Zentralfriedhof. Verstorbene auf ihrem letzten Weg zu begleiten, ist ihr eine besondere Ehre.
Als Sprecher der Bestattung Wien hat Florian Keusch einen lockeren Zugang zum Thema Tod. Aspekte davon hat er nun in einem Buch gesammelt.
Buch

Der Tod, locker betrachtet

Nüchterne Betrachtungen über den Tod gibt es genug, sagt Florian Keusch. Der Sprecher der Bestattung Wien sammelt Ernstes und Schräges in einem Buch.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.