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Xiaomi: Chinesen und ihre Liebe zu Reis

Für das Mi Pad 5 gibt es auch einen Stift, wer gern auf dem Display zeichnet und schreibt.
Für das Mi Pad 5 gibt es auch einen Stift, wer gern auf dem Display zeichnet und schreibt.(c) Xiaomi
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Mit Huaweis unfreiwilligem Rückzug aus dem Smartphone-Markt wird Platz für neue Mitbewerber. Dazu zählt der Hersteller Xiaomi, der auch hierzulande immer populärer wird.

Kaum ist der Firmenname Huawei phonetisch geklärt, taucht ein neuer Hersteller aus Fernost auf, der den Sprechapparat herausfordert: Xiaomi. Durch die US-Sanktionen gegen Huawei wurde auf dem internationalen Markt Platz für neue Mitbewerber. Neben Vivo und Oppo drängt auch Xiaomi an die Spitze der Smartphone–Hersteller – oder nimmt es sich zumindest vor.

2010 gegründet von dem 1969 geborenen Chinesen Lei Jun wird Xiaomi wie das englische „Show me“ ausgesprochen und bedeutet so viel wie „kleiner Reis“. Nicht das erste Mal, dass ein Nahrungsmittel als Namensgeber für einen Techkonzern herhalten muss. Stichwort Apple.

Mit einem Tablet, dem Mi 5 und dem überarbeiteten Smartphone Xiaomi 12 T Pro rüstet sich der Hersteller für das Weihnachtsgeschäft. „Die Presse am Sonntag“ hat sich die beiden Geräte genauer angesehen.

200-Megapixel-Megakamera. Auch der Trend, in Kameras alles an verfügbarer Technologie hineinzupacken, geht an Xiaomi nicht vorbei. Dabei hat nicht jedes Upgrade gleichermaßen viel Sinn. Auch wenn es beeindruckend aussieht auf der Rückseite, so sprechen die Fotos nicht in allen Bereichen für sich. Der 200-Megapixel-Sensor von Samsung macht unter idealen Bedingungen sehr gute Bilder, auch mit Amateuren am Auslöser, aber bei der Ultraweitwinkelkamera und dem Makromodul zeigen sich schnell Schwächen. Das 12 T Pro ist ein exzellentes Beispiel dafür, dass sich eine Liste an Topspezifikationen nicht zwingend in der Praxis widerspiegeln muss.

Sonst ist das Gerät durchaus spannend für jene, die ein großes Display (6,67 Zoll) mit einer sehr guten Auflösung zu schätzen wissen. Der Akku mit 5000 mAh zeigt, was in ihm steckt, und mit dem mitgelieferten Schnellladegerät kommt das Gerät von null auf 100 Prozent in knapp 20 Minuten. Der verbaute Prozessor verrichtet seinen Dienst zuverlässig und schnell. Noch schneller wird es, wenn man sich von den unnötigen vorinstallierten Apps verabschiedet. Bis zu zwei Gigabyte lassen sich damit schon gewinnen. Mit 799 Euro ist es eines der teureren Xiaomi-Smartphones.

Das spannendere Mi Pad 5. Größer, aber günstiger ist das Android-Tablet aus China, das mit nur 399 Euro viel Gutes liefert. Mit einer Größe von elf Zoll ist es vergleichbar mit einem DIN-A4-Papier – einem deutlich schwereren. Immerhin bringt es knapp 500 Gramm auf die Waage. Im Hochformat liegt es z. T. unangenehm in der Hand, wenn man es nicht mittig hält. Die Kamera ist aber eben dort angebracht, was Videokonferenzen mühsam macht, wenn man es gerade nirgends ablegen kann. Endlich hat Apple verstanden, dass eine Kamera dort nur wenig Sinn hat – aber bei Xiaomi muss man das wohl noch ein bisschen länger akzeptieren. Auch bei der Kameraqualität gibt es noch Luft nach oben.

Die Android-Konkurrenz, die mittlerweile sehr dünn gesät ist, kann sich hier noch ein bisschen abschauen. Der Akku hält immens gut, das Display besticht durch klare Farben, und auch die Lautsprecher überzeugen. Abgesehen von dem Ungleichgewicht ist es gut verarbeitet. An den Seiten des Gehäuses kommt Aluminium zum Einsatz. Die Rückseite ist zwar aus längst verpöntem Plastik. Die Befürchtung, dass dies den hochwertigen Eindruck schmälert, kann im Test widerlegt werden. Sollte es einmal den Boden küssen, wird sich die stabilere Bauweise bewähren. Außerdem macht es so eine zusätzliche Hülle nahezu überflüssig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2022)

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