"Unterbringungskrise"

Diakonie-Direktorin Moser sieht keine Flüchtlingskrise wie 2015

APA/ZEITUNGSFOT.AT/DANIEL LIEBL
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Für Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser ist die aktuelle Flüchtlingssituation nicht mit 2015 vergleichbar. Aktuell sei das Problem eher in der Unterbringung zu finden, nicht in der Anzahl der Flüchtlinge.

"Wir haben keine Krise von Menschen, die wirklich in Österreich um Asyl ansuchen", sagte die Diakonie-Direktorin Katharina Moser am Sonntag in der ORF-"Pressestunde". Vielmehr handle es sich um eine "Unterbringungskrise". Die Kooperation zwischen dem Bund und den Ländern funktioniere derzeit nicht.

Sie wolle sich zwar nicht am "Blame Game" beteiligen, Fakt sei aber, dass nicht ausreichend Flüchtlinge in die Landesversorgung übernommen werden. "Da sind die Länder in der Pflicht." Die NGOs würden bereitstehen. Das System in Österreich sei aber kompliziert, etwa, was die vom Bund festgelegten Tagsätze für die Unterbringung betrifft. Diese seien vom Bund zwar erhöht worden. Nun müsse das aber noch durch alle Landtage. "Das ist eine Schraube, an der wir drehen können", so Moser.

Die aufgestellten Zelte seien dem "Kalkül" des Innenministeriums geschuldet, die Länder dazu bewegen zu wollen, Menschen zu übernehmen. Das sei zum Teil zwar erfolgreich, aber die Bilder erweckten den "Eindruck einer Asylkrise, die es nicht gibt". Denn viele der Menschen wollen weiterziehen und nicht im Asylverfahren bleiben, argumentiert Moser und plädierte dafür, Arbeitsmigration und Asyl auseinander halten. "Wir brauchen auf europäischer Ebene bessere Regeln für legale Arbeitsmigration", so Moser. Dann müssten diese Menschen nicht ins Asylsystem drängen.

Handeln, bevor „wir ein strukturelles Problem“ bekommen

Ein Problem laut Moser ist auch, dass viele Ukraine-Vertriebene derzeit in die Grundversorgung kommen, weil sich viele Österreicher angesichts der Teuerung die Zurverfügungstellung von Privatquartieren nicht mehr leisten könnten. "Hier müssen wir schnell handeln, sonst bekommen wir ein strukturelles Problem", so Moser. Handlungsbedarf gebe es auch, weil die Vertriebenen-Karten für Ukrainer im März auslaufen. Moser tritt daher für ein "Ukrainer-Gesetz" und eine damit verbundene Integrationsoffensive ein. Ukrainer sollten dadurch eine Bleibeperspektive mit Zugang zum Arbeitsmarkt und gesichertem Aufenthaltsstatus bekommen. Dann könnten sie auch eine Ausbildung beginnen, etwa in der Pflege. Auch regte Moser beschleunigte Verfahren für Menschen in der Grundversorgung mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit an, wie bei Syrern oder Afghanen. Auch das würde die Grundversorgung entlasten.

Unterstützung für den Vorschlag eines "Ukrainer-Gesetzes" kam von Caritas-Präsident Michael Landau. Er halte das für eine "gute, unterstützenswerte Idee", ließ Landau via Twitter wissen. Auf diese Weise erhielten Vertriebene aus der Ukraine eine "Bleibeperspektive mit Zugang zum Arbeitsmarkt und gesichertem Aufenthaltsstatus", so Landau: "Dann könnten sie auch eine Ausbildung beginnen, etwa in der Pflege."

Teuerung wirkt in untere Mittelschicht

In Sachen Teuerung sehe man bei der Diakonie, dass diese immer mehr in die untere Mittelschicht hineinwirke. Etwa habe der Bedarf an Wohnbeihilfe-Beratungen zugenommen. Dramatisch sei auch, dass immer mehr Mütter kommen, die Babynahrung brauchen, weil diese so teuer geworden ist. Die Indexierung der Sozialleistungen begrüßt sie als "sehr wichtige und nachhaltige Maßnahme", ebenso den Klimabonus. Moser wünscht sich aber auch Anpassungen bei der Sozialhilfe und dem Arbeitslosengeld.

Die Pflegereform bezeichnete sie als "ersten Meilenstein", dem weitere folgen müssten. Und zwar müsse auf das Pflegesystem als solches hingeschaut werden. Es brauche dringend Maßnahmen beim Personalschlüssel, um den Druck von den Mitarbeitern zu nehmen. "Wir müssen schauen, dass wir in eine Spirale nach oben kommen." Damit Pflegekräfte weiter gerne in diesem Beruf arbeiten. Auch brauche es eine Informationsplattform für Menschen, die Interesse an der Pflege haben. Dort sollen sie Information aus einer Hand bekommen, welche Ausbildungen es gibt und wie sie finanziert werden können.

(APA)

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