Tennis

Mit einer Wildcard zum Premierensieg gestürmt

Alexander Erler und Lucas Miedler siegten in der Stadthalle.
Alexander Erler und Lucas Miedler siegten in der Stadthalle.APA/EVA MANHART
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Mit Alexander Erler und Lucas Miedler gewann erstmals ein reines ÖTV-Doppel in der Stadthalle, Veranstalter Herwig Straka feiert mit über 70.000 Besuchern den Zuschauerrekord: „Tennis wurde in Wien zum Anziehungspunkt!“

Wien. Es kommt einer Tennis-Sensation gleich: Alexander Erler und Lucas Miedler gewannen den Titel beim ATP-500-Turnier in Wien. Der Tiroler und der Niederösterreicher, die nur dank einer Wildcard überhaupt im Hauptbewerb der Erste Bank Open standen, rangen im Finale Santiago Gonzalez/Andres Molteni (MEX/ARG) mit 6:3, 7:6 (1) nieder. Sie haben damit ein seltenes Österreich-Double geschafft: Im Vorjahr hatten sie ebenso überraschend mit dem Sieg in Kitzbühel ihre ATP-Tour-Premiere gefeiert. Natürlich, auch da machte erst eine Wildcard ihr Antreten möglich.

Erler, 25, und Miedler, 26, feierten den ersten Titelgewinn eines ÖTV-Doppels in Wien. In der knapp 50-jährigen Turniergeschichte war es erst drei Österreichern gelungen, im Doppel zu jubeln: 1988 dem Kärntner Alexander Antonitsch (mit dem Ungarn Balazs Taroczy), 2009 Oliver Marach mit Lukasz Kubot (POL) und 2014 Jürgen Melzer mit Philipp Petzschner (GER). Dazu kamen neun Finalteilnahmen, allein fünf von Julian Knowle. Im Einzel hielten nur Horst Skoff (1988), Jürgen Melzer (2009, 2010) und Dominic Thiem (2019) Österreichs Fahnen am Vogelweidplatz hoch.

2020 siegte der Russe Daniil Medwedew, er setzte sich gegen den Kanadier Denis Shapovalov mit 4:6, 6:3, 6:2 durch.

Für Erler/Miedler wurde mehr als nur ein Traum Wirklichkeit. Das Davis-Cup-Doppel schaltete Andrej Rublew/Karen Chatschanow (RUS) oder Hubert Hurkacz/Marcelo Melo (POL/BRA) am Zweit-Court des Heumarktes aus. Im Halbfinale besiegten sie Sander Gille/Joran Vliegen (BEL) und dann folgte in der Stadthalle schließlich die Krönung. All das, ohne im ganzen Turnierverlauf einen Satz zu verlieren.

Einzel schwach, Duo stark

Das Duo, betreut von Wolfgang Thiem, hat heuer bereits vier Challenger-Turniere gewonnen, der Wien-Titel ist der bislang größte Erfolg in ihrer Karriere. Als Belohnung gab es einen Siegerscheck über 144.300 Euro. Erler wird in der Doppel-Weltrangliste auf Position 50 der beste Österreicher sein, Miedler strahlt als Nr. 55 auf. Es ist ihr jeweils bestes Ranking. Und dieses öffnet ihnen durchaus die Tür auf der ATP-Tour, auch bei Grand-Slam-Turnieren sollte man sie künftig sehen.

Was im Vorjahr aus Zufall in Kitzbühel begann, gilt jetzt als schlagkräftigste Kombination. Weil vieles so gut harmoniert und das Selbstvertrauen mitläuft, „jeden Gegner schlagen zu können“, erklärte Erler, stehe man als Einheit – im Einzel scheiterten beide in der ersten Runde der Qualifikation – auf dem Court. Dafür stellt man auch Wohlverdientes hintan; Miedler hätte ab Samstag den Urlaub in Abu Dhabi gebucht gehabt. 2023 wolle man wieder in Wien spielen, wenn Veranstalter Herwig Straka mit einer Wildcard lockt.

Die Erste Bank Open feierten 2022 auch einen Zuschauerrekord. Mehr als 70.000 pilgerten diese Woche in die Stadthalle. „Einerseits sind die Leute nach der Corona-Zeit wieder heiß, zu Veranstaltungen zu gehen, andererseits hat sich Tennis in Wien zu einem Anziehungspunkt entwickelt“, rieb sich Straka die Hände. Freilich spielten auch Lokalmatadore wie Thiem eine tragende Rolle. Und Siege lassen sich auch für die Zukunft besser verkaufen. (red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2022)

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