Memoiren

Britischer Palast bangt vor Enthüllungen in Buch von Prinz Harry

Nur "Reserve"? Der Titel von Prinz Harrys Buch lässt auf so einiges schließen.
Nur "Reserve"? Der Titel von Prinz Harrys Buch lässt auf so einiges schließen. (c) Getty Images (WPA Pool)
  • Drucken

Das Buch sei schlimmer als viele denken würden, so eine Quelle gegenüber der britischen Zeitung „Sun“. Nach Verzögerung soll es im Jänner erscheinen, die Konsequenzen für Prinz Harry und seine Familie könnten weitreichend sein.

Prinzessin Kate dürfte schon schönere Geburtstagsgeschenke erhalten haben. Am 10. Jänner 2023 soll die Autobiografie ihres Schwagers Prinz Harry erscheinen - einen Tag nach dem 41. Geburtstag der Ehefrau von Prinz William könnte die Stimmung in der Royal Family damit auf einen neuen Tiefpunkt sinken.

„Dieses Buch ist noch viel schlimmer als die Leute denken“, zitierte die britische Zeitung „Sun“ eine Quelle. Denn wenn es stimmt, was Medien seit längerem vermuten, dürfte Harrys Werk den Palast und vor allem seinen Vater König Charles III. massiv ins Visier nehmen.

Im Schatten der Familie

Darauf deutet jedenfalls der Titel hin. „Spare“ heißt das Buch im Original, vermutlich eine Anspielung auf die Redewendung „The heir and the spare“, also „der Erbe und der Ersatz“. Das ist unverhohlen auf Harry als jüngeren Bruder von Thronfolger William gemünzt, der nur beim Tod des Älteren zum Zuge kommen könnte. Auch die Titel der übersetzten Ausgaben machen die Rolle, wie sich Harry offenbar sieht, deutlich: Auf Deutsch heißt das Buch „Reserve“, in Spanien „Im Schatten“ und in Schweden „Der Andere“, wie die „Sun“ berichtet.

Die Beziehungen zwischen Harry und seiner Ehefrau Herzogin Meghan auf der einen Seite und Charles, aber auch Bruder William auf der anderen gelten seit längerem als zerrüttet. Auslöser war vor allem das aufsehenerregende Interview des Paares, das vor Jahren nach Kalifornien auswanderte, mit US-Moderatorin Oprah Winfrey im März 2021. Darin warfen Meghan und Harry dem Palast Rassismus sowie mangelnde Unterstützung vor.

Überarbeitung nach Tod der Queen

Seitdem wollen britische Medien zwar immer wieder Anzeichen für Tauwetter entdeckt haben. Charles etwa betonte in seiner ersten Ansprache an die Nation als König demonstrativ seine Liebe zu Sohn und Schwiegertochter. Aber es bleiben ausreichend Streitpunkte. So übernahm ausgerechnet Charles den zuletzt von Harry gehaltenen Ehrentitel Captain General der Royal Marines - ohne auch nur mit einem Wort auf die Rolle seines Sohnes und Vorgängers einzugehen.

Auf diese ohnehin angespannte Lage trifft nun das Buch, das Harry gemeinsam mit dem Ghostwriter J.R. Moehringer verfasst haben soll. Eigentlich sollte es bereits im Herbst erscheinen, doch nach dem Tod seiner Großmutter Königin Elizabeth II. hat Harry offenbar auf eine Überarbeitung gedrängt, wie es in London heißt. Doch dadurch verpasst der Verlag Penguin Random House das lukrative Geschäft vor dem US-Feiertag Thanksgiving und Weihnachten. Immerhin 20 Millionen Euro Vorschuss soll der Queen-Enkel erhalten haben. Mehrmals sei Harry aufgefordert worden, einzelne Teile ausführlicher darzustellen oder gar Anekdoten zu ergänzen, berichtete die „Sun“. Auch das schüre Ängste im Palast vor Enthüllungen.

Beziehung am Tiefstand

Die Beziehungen innerhalb der Familie seien mit der Verkündung des vielsagenden Titels ohnehin nahe am Tiefstand, schrieb die Zeitung „Mirror“. Harry habe zudem eine Einladung zum gemeinsamen Weihnachtsfest abgelehnt, will das Blatt erfahren haben. Die „Daily Mail“  berichtete, stattdessen erwäge er, zu Jahresbeginn in seine Heimat zu fliegen und sein Buch zu erklären. William soll seit der Bekanntgabe kaum ein Wort mit seinem jüngeren Bruder gesprochen haben. Die Royals-Expertin Angela Levin sagte der Zeitung, der Palast sitze wie auf glühenden Kohlen.

„Dieses Buch bedeutet wirklich ,alles oder nichts'“, sagte der Royals-Biograf Tom Bower der „Sun“. Doch wie wird der Palast reagieren? „Ich kann mir gut vorstellen, dass König Charles gewarnt worden ist, dass jede Form der Vergeltung unschön sein wird.“ Der Experte vermutet, dass der Monarch Harrys Kindern Archie und Lilibet die Titel eines Prinzen und einer Prinzessin verweigern könnte. Darauf haben sie eigentlich ein Anrecht, seitdem ihr Großvater König ist. „Letztendlich könnte er auch Harry und Meghan die Titel wegnehmen“, sagte Bower. „Aber das wäre ziemlich drastisch.“

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Monarchie

Wieso Harry und Meghan jetzt in Plauderlaune sind

Das Herzogspaar von Sussex will sich in einem mit Spannung erwarteten Interview mit Oprah Winfrey den Frust von der Seele reden. Was wie eine Seifenoper anmutet, übertüncht einen Fakt: Das britische Königshaus steckt in einer tiefen Krise.
Rekordzahlen am Veröffentlichungstag von Harrys Biografie Spare.
Rekordstart

Harrys „Spare“ verkauft sich besser als Bücher der Obamas

Der Verlag sei stolz, ein solches Buch zu veröffentlichen. Über 1,4 Millionen Exemplare wurden am Veröffentlichungstag im englischsprachigen Raum verkauft.
Harry holt abermals zum Rundumschlag aus. Was bleibt ist ein bitterer Beigeschmack.
Morgenglosse

Knapp daneben, Harry

Anstatt Kritik am System zu üben, verzettelt sich der Prinz in seiner Biografie „Spare“ in familiärem Kleinkram. So viel zur Priorität der eigenen Privatsphäre.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.