Serie: Gefühlssache

Ich kann dich nicht riechen!

Wen wir lieben, hängt auch von unserer Nase ab. Genauer gesagt, von deren Funktion. Was, wenn diese aber schwindet?

Erzählt jemand im engsten Umfeld von einer neuen Liebelei, so häufen sich gewöhnlich Fragen zum Aussehen des jeweiligen Neuzugangs. Da werden Haar- und Augenfarbe, Größe, und Körperbau besprochen. Eher bizarr scheint es hingegen anzumuten, jemanden nach dem Duft eines Menschen zu fragen. Zudem würden dem oder der Befragten wohl die Worte fehlen, achtet man doch kaum bewusst auf den tatsächlichen Duft eines Menschen, es sei denn, er stinkt oder hat „im Parfum gebadet“. Selbst dann, wenn man eine ganze Weile schon zusammen ist und den Duft des Partners oder der Partnerin unter Tausenden erkennen würde, könnte sich das Beschreiben schwierig gestaltet. Zu viele chemische Verbindungen kann unsere Nase wahrnehmen, anders als der Geschmackssinn, welcher zumindest das Einteilen in fünf Kategorien zulässt.

„Unsere Sprache taugt nicht zur Beschreibung der riechbaren Welt“, schrieb schon Patrick Süskind 1985 in seinem Roman „Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders“, eine Geschichte, die paradoxerweise davon lebt, das Riechbare zu verschriftlichen, oder dies zumindest versucht. In der Wissenschaft fehlt es nicht nur an Vokabular, auch in Anbetracht tatsächlicher Forschung sind etwa Gehör und Auge der Nase weit voraus. Der olfaktorische Sinn wurde entwertet, von Georges-Louis Leclerc de Buffon als „Sinn der Animalität“ bezeichnet. Immanuel Kant schimpfte den Geruchssinn des Menschen als gar überflüssig, entsprechende Abwertungen kamen auch von Sigmund Freud. Bis heute sei vieles recht unerforscht, sagt Mediziner und Neurowissenschaftler Johannes Frasnelli.

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