Der langjährige Premier feiert ein Comeback. Doch die Ultranationalisten könnten der Koalition den Stempel aufdrücken.
Benjamin Netanjahu steht vor einem triumphalen Comeback. Nachdem fast alle Stimmen der Parlamentswahl vom Dienstag gezählt sind, gewinnt der rechts-religiöse Block des langjährigen Premiers eine Mehrheit mit 65 von insgesamt 120 Mandaten in der Knesset. Einen so eindeutigen Sieg eines politischen Lagers hat Israel seit Jahren nicht gesehen. Die bisher regierende Acht-Parteien-Koalition unter dem zentristischen Premier Yair Lapid kommt dagegen nur noch auf voraussichtlich 50 Mandate.
Selbst wenn sich die Kräfteverhältnisse noch leicht verschieben sollten, steht ein Gewinner der Wahl schon fest: die Partei Religiöser Zionismus, die die Zahl ihrer Mandate seit der letzten Wahl mindestens verdoppeln kann und mit nun 14 bis 15 Sitzen drittstärkste Kraft werden dürfte. In einer rechten Koalition wäre die Partei gar zweitstärkste Kraft, während Netanjahus Likud-Partei gegenüber ihren Partnern – neben Religiöser Zionismus zudem zwei ultraorthodoxe Parteien – in eine Minderheitsposition geriete. Eine solche Ausgangslage gäbe den religiösen Zionisten erheblichen Einfluss, mit einem Anspruch auf wichtige Ministerposten wie das Innenministerium.