Billige Ostern. Teurer Thielemann.

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Karten für den Salzburger "Tannhäuser" mit Jonas Kaufmann zum Sonderpreis - und Christian Thielemann, allseits begehrt, blockt ab.

Zwei Nachrichten, die vordergründig nichts miteinander zu tun haben, die aber immerhin in Salzburg auf bemerkenswerte Weise verknüpft zu sein scheinen: Jonas Kaufmann hat jüngst in einem interview erklärt, Wagners Tannhäuser sei eine der letzten großen Partien, die auf seiner Agenda noch fehlen - und Christian Thielemann verkündete am selben Tag, der denke kaum daran, wieder irgendwo eine Chef-Position anzunehmen.

Nun war Thielemann zuletzt künstlerischer Leiter der einst von Herbert von Karajan gegründeten Osterfestspiele, wurde aber vom Salzburger Landeshauptmann zugunsten des ehemaligen Burgtheaterdirektors Klaus Bachler ausgebootet. Die Entscheidung hat unter Musikfreunden niemand verstanden, denn kein Opernfreund kommt wegen eines Intendanten, noch dazu eines, der dafür berüchtigt ist, mit Lust und Laune Stückezertrümmerer inszenieren zu lassen, zu einem Festival. Gemutmaßt wurde, dass Bachlers einzige Trumpfkarte der Tenor Jonas Kaufmann sein könnte, zu dem er einen guten Draht hat.

"Tannhäuser" zu 35 Euro

So war es dann auch: Kaufmann reservierte sein Tannhäuser-Debüt für das nun von Bachler geleitete Osterfestspiel 2023. Wie zugkräftig ein solches Angebot ist, wird der Kassenrapport am Ostermontag lehren. Jedenfalls bietet "Ticket Gretchen", der neue Partner der Osterfestspiele, Karten für den "Tannhäuser" zu stark reduzierten Preisen an: Erstmals können (ab 4. November buchbar) Menschen bis zum 27. Lebensjahr Festspieltickets um 35 Euro buchen. Das ist etwa ein Zehntel des Preises, den man bis dato zu Ostern in Salzburg zu bezahlen hatte. Die Konzerte unter Andris Nelsons kosten für die "U-27"-Gruppe gar nur 25 Euro.

Die Auslastungszahlen des Festivals könnten auf diese Weise natürlich sprunghaft stiegen.

Berlin und Chicago rufen

Ex-Chef Thielemann wird derweilen von zwei bedeutenden Institutionen umworben: Das Chicago Symphony Orchestra interessiert sich nach seinem jüngsten Gastspiel mit Bruckners Achter Symphonie angeblich brennend für den Berliner Kapellmeister, der Riccardo Muti nachfolgen könnte. Aber auch Thielemanns Dirigat an der Lindenoper in seiner Heimatstadt Berlin hat Furore gemacht: Nach allen vier Premieren-Abenden des neuen "Rings des Nibelungen", dessen Leitung er vom erkrankten Daniel Barenboim übernommen hatte, gab es Standing ovations - nicht nur im Auditorium, sondern auch im Orchestergraben. Das will schon etwas bedeuten, denn auch für Barenboim wird ein Nachfolger gesucht.

In diesem Zusammenhang lesen sich Thielemanns jüngste Äußerungen spannend: Er sei seit seinem 28. Lebensjahr immer irgendwo Chef gewesen. Das sei nun eigentlich genug. Ausgebucht ist Thielemann (Jahrgang 1959) bis 2028 - unter anderem mit einem "Ring" an der Mailänder Scala; ein Projekt, das Dominique Meyer ursprünglich in Wien realisieren woltte und das er nach seiner Ausbootung an der Staatsoper nach Italien mitgenommen hat.

"Sag niemals nie"

Aber für Thielemann gilt das James-Bond-Wort "Sag niemals nie" - auch in Berlin, wo er gleich zweimal Musikchef der Deutschen Oper war. Und nun winkt - nach Karajans Osterfestspielen! - Furtwänglers Lindenopern-Position. Die Thielemann-Feinde unter den deutschen Journalisten schärfen bereits ihre Messer und warnen ängstlich vor einem neuerlichen Berliner Engagement des angeblich so schwierigen und unberechenbaren Dirigenten. Musikfreunde aber warten ab. Thielemann wohl auch - zögern erhöht zuweilen die Begehrlichkeit...

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