Opernkritik

Staatsoper: Im Cabinet des Killers Cardillac

Staatsoper/Michael Pöhn
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Paul Hindemiths herb-düsterer „Cardillac“ ist wieder im Repertoire, mit Tomasz Konieczny in der Titelpartie und einigen Rollendebüts: ein schlagkräftiger Abend voll spröder Schönheit und expressionistischen Halloween-Echos.

Alles aus dem Lot. Fassaden ragen windschief herein, Häuschen fahren aufgeregt über die Bühne, die Menschen sind in Aufruhr, schreien: „Mörder!“ Nicht die Lichter der Großstadt, sondern ihre finsteren Ecken rücken hier im szenischen Schwarz-Weiß ins Zentrum. Und natürlich die glitzernden Erzeugnisse des Goldschmieds Cardillac, dessen Kunden sich nie lang am Anblick seiner Schmuckstücke erfreuen können, sondern bald, beraubt, in ihrem Blute liegen . . .

2010 hatte diese Staatsopernproduktion von Paul Hindemiths „Cardillac“ ihre erfolgreiche Premiere, die erste in der Direktion von Dominique Meyer – und auch diese Wiederaufnahme belegt, dass sie zu den besten Arbeiten zählt, die Sven-Eric Bechtolf hier als Regisseur hinterlassen hat. Bechtolf nahm damals, zusammen mit seinen Ausstattern Rolf und Marianne Glittenberg, an der Entstehungszeit Maß, am Expressionismus von Robert Wienes „Cabinet des Dr. Caligari“ etwa, und arbeitet viel mit gestischen Stilisierungen und tänzerisch-pantomimischen Einlagen, die auf eigene Weise grotesk und unheimlich wirken.

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