Tezcans Tage in Wien offenbar seit Sommer gezählt

Tezcans Tage Wien offenbar
Tezcans Tage Wien offenbar(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Der türkische Botschafter Kadri Ecvet Tezcan soll in Ankara seit Eklat bei Empfang im Juni schlecht angeschrieben sein. Eine Bestätigung der Abberufung gab es von türkischer Seite auch am Donnerstag nicht.

Istanbul/Keet. Wird der türkische Botschafter in Wien, Kadri Ecvet Tezcan, aus Wien abberufen, wie der „Standard“ gestern berichtete? Eine Bestätigung von türkischer Seite gab es auch am Donnerstag nicht. Fakt ist: Schon seit Sommer könnten die Tage des türkischen Botschafters Kadri Ecvet Tezcan als gezählt gelten.

Der Grund: ein Vorfall am 13. Juni. Ein Heimatverein von Türken aus dem mittelanatolischen Yozgat (AYFED) hatte zu einem Fest in die Wiener Botschaft geladen. Bei dem Empfang war auch der aus Yozgat stammende Vizepremier Cemil Çiçek anwesend. Es kam zu einem Streit zwischen Tezcan und dem AYFED-Vorsitzenden Feyzullah Andak. Tezcan wies laut türkischer Presse seine Leibwächter an, Andak zu entfernen. Cemil Çiçek soll der Szene wie versteinert zugesehen haben.

Çiçek ist einer der wichtigsten Minister im Kabinett von Recep Tayyip Erdoğan. Nach dem Eklat schien die Abberufung Tezcans nur noch eine Frage der Zeit. In dieser Situation gab Tezcan der „Presse“ das von ihm selbst als nicht diplomatisch eingestufte Interview. Auf seine Karriere als Diplomat brauchte der 61-Jährige damals keine Rücksicht mehr nehmen. Wenn Tezcan in die Politik will, so wohl nicht auf der Liste der AKP. Denn was Tezcan der „Presse“ sagte, könnten auch türkische Sozialdemokraten durchaus unterschreiben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2010)

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