Die Sozialpartner konnten sich in der zweiten Verhandlungsrunde am Donnerstag nicht einigen. Die Arbeitgeber-Vertreter wollen Einmalzahlungen, Gewerkschafter „irritiert“.
Tür an Tür zu den Metallern verhandelte am Donnerstag in der WKO-Zentrale auch der Handel über die Kollektivverträge für kommendes Jahr. Es war die zweite Verhandlungsrunde für die mit 415.000 betroffenen Angestellten und 134.000 Arbeitern größte Lohnrunde. In der ersten Runde Mitte Oktober legten die Gewerkschafter ihre Forderung auf den Tisch: Zehn Prozent mehr sollten es sein, die Arbeitnehmer reagierten vorerst abwartend.
Am Donnerstag sickerten während den Verhandlungen nun erste Details zum Angebot der Arbeitgeber durch: Sie bieten ein Gehaltsplus von 3,5 Prozent für alle Beschäftigten. Zudem sollten die Handelsbetriebe verpflichtet werden, steuerfreie Einmalzahlungen an alle Beschäftigten auszuschütten. Dadurch bleibe den Beschäftigten mehr Netto vom Brutto, so die Arbeitgeber. Die Gewerkschaft weist das Angebot zurück, weil es keine dauerhafte Gehaltserhöhung bringe.
Arbeitgeber-Verhandler Rainer Trefelik weist darauf hin, dass die angebotene Erhöhung der KV-Gehälter um 3,5 Prozent plus eine monatlich ausbezahlte, steuerfreie Teuerungsprämie von 3,5 Prozent zusammen netto deutlich mehr bringe als eine reine KV-Erhöhung um 7 Prozent. "Wenn ich das Einstiegsgehalt von 1.800 Euro brutto hernehme, dann haben die Arbeitnehmer:innen durch diese Splitting-Variante einen Nettovorteil von 353 Euro im Monat", rechnet Trefelik vor. Um eine Gehaltsaufbesserung in dieser Größenordnung allein durch eine KV-Erhöhung zu erreichen, bräuchte es eine Anhebung um 9,34 Prozent. Das wäre aber im Handel nicht finanzierbar.
Gewerkschaft: Angebot "völlig unzureichend"
Die Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA, Helga Fichtinger, bezeichnete das Angebot hingegen als "völlig unzureichend" und "alles andere als wertschätzend gegenüber den Leistungen der Beschäftigten im vergangenen Jahr". Es entspreche nicht den Arbeitnehmer-Vorstellungen einer dauerhaften Gehaltserhöhung. Zudem zeigte man sich enttäuscht, dass das Angebot der Arbeitgeber offenbar frühzeitig an Medien gespielt wurde, heißt es aus Verhandlerkreisen. Das beschädige das an sich gute Vertrauensverhältnis.
Auch im Handel zeichnet sich also ein zähes Ringen ab. Vom 7. bis zum 9. November haben die Gewerkschaften Betriebsverhandlungen einberufen. Am 10. November wird zwischen den Sozialpartnern weiterverhandelt.
(fre/ag.)