Fahrbericht

Peugeot 308: Viel Gehalt unter schöner Hülle

Kassiert des Öfteren zweite Blicke auf der Straße: Peugeot 308 in GT-Ausführung und in schmückendem „Olivingrün“.
Kassiert des Öfteren zweite Blicke auf der Straße: Peugeot 308 in GT-Ausführung und in schmückendem „Olivingrün“.Clemens Fabry
  • Drucken

Pardon, seit wann genau baut Peugeot Autos dieser Güte? Der neue 308 ist eine gelungene Überraschung.

Wien. Der Portugiese Carlos Tavares, 64, hat sich als die verlässliche Größe unter den Top-Auto-Managern erwiesen. Das Scheinwerferlicht, in dem er als Chef von Europas zweitgrößtem Hersteller steht, dem multinationalen Markenimperium Stellantis, nutzt er nicht für Eitelkeiten, sondern für klare Ansagen. Damit später keiner behaupten kann, es hätt' ja niemand gesagt. Dass etwa die kommende, hyperstrenge Abgasnorm Euro7 Kräfte in der Industrie bindet, die man eigentlich zur Abwehr der chinesischen Marken-Invasion in Europa brauchen würde. Die von der Politik geforderte E-Mobilität treibt Tavares entschlossen und erfolgreich voran, benennt aber auch ihre Kosten: teurere Autos, Arbeitsplätze, die in europäischen Werken verloren gehen. Größter Verdienst ist aber wohl die Schaffung einer Konzernidentität, in der frühere, destruktive Rivalitäten zwischen italienischer (FCA) und französischer Seite (PSA) weitgehend aufgelöst sind. Es geht nur gemeinsam, andernfalls hat ein solches Mega-Gebilde, haben auch seine Einzelteile keine Zukunft. Und da geht's weniger um Feel-good als um gute Autos, an denen letztlich alles hängt.
So kommen wir zum Peugeot 308, in dem wir Sitze vorfinden, die in der Güte bislang eine Spezialdisziplin von Opel waren. So gut sind wir in einem Peugeot noch nie gesessen! Das zählt zu Konzern-Synergien, von denen alle etwas haben, ohne dass es am jeweiligen Marken-Charisma rührte.

Klein – und fein

Zur Form gefunden: Mit relativ langem Radstand ist für ausreichend Platz an Bord gesorgt.
Zur Form gefunden: Mit relativ langem Radstand ist für ausreichend Platz an Bord gesorgt.Clemens Fabry
Ansehnlich gestaltet, ergonomisch zu bedienen: Mit dem neuen 308 hat Peugeot das Cockpit im Griff.
Ansehnlich gestaltet, ergonomisch zu bedienen: Mit dem neuen 308 hat Peugeot das Cockpit im Griff.Clemens Fabry

Peugeot 308 BlueHDI GT-Pack EAT8

Der 308 vermag überhaupt zu verblüffen. Er schaut wirklich so gut aus. Man muss weit zurückgehen, bis in die Klassik, um einen Peugeot mit vergleichbarem Appeal zu finden. Dann das Cockpit, in dem erwähnte Sitzgelegenheit schon einmal ein guter Anfang ist, um sich wohlzufühlen: eine dichte Ansammlung von gutem Design, ein guter Mix aus Tasten und Bildschirm, progressiv gezeichnet, grad nicht zu dick aufgetragen, aber doch schmeichelnd – es soll dem Menschen sichtlich Freude machen, hier am Steuer zu sitzen.
Wie die lustige Instrumententafel mit 3-D-Effekt. Solang die Information ohne Ablenkung herüberkommt, was der Fall ist, lassen wir uns die Holografie-Spielerei gern gefallen. Wie auch die originelle Anordnung und Ausgestaltung des Lenkrads – es ist klein und liegt ganz niedrig –, was ungewohnt ist, immer wieder aufs Neue, aber doch voll aufgeht im Fahrbetrieb. Mit befreiender Mühelosigkeit und schön kurzwegig hantiert man an dem aus dem Sichtfeld gezauberten Volant, ohne dass es an Genauigkeit mangeln würde. Eine solch eigenständige Lösung hat Seltenheitswert in der Industrie.
Mittlerweile auch schon selten ist der einfache Dieselmotor, der unseren 308 mit 130 PS antriebt: 1,5 Liter Hubraum, dabei aber vier Zylinder. Nicht wirklich leise, aber von verträglichem Klangbild – eine ehrliche Maschine, die brav arbeitet und mit ihrem Drehmoment früh herausrückt, zumal die Achtgang-Automatik schnell die Gänge nachlegt. Das fühlt sich wesentlich spritziger an, als die Null-auf-Hundert-Zeit suggeriert.
Als vielleicht größte Überraschung empfanden wir das Fahrwerk. Es gibt sich bei forcierter Fahrweise bombensolide, dabei ist es leise, komfortabel dämpfend und doch so kurvenfreudig, dass wir an eine hoffentlich bald folgende GTI-Version dachten (etwas in der Art wird es geben, wohl als „Peugeot Sport Engineered"). Hier sind Anlagen für allerlei vorhanden. Einstweilen ergeben sie in der GT-Variante, der höchsten Ausstattungsstufe, ein regelrecht luxuriös anmutendes kompaktes Auto – freilich auch zu einem Preis, der das reflektiert.
Ob's der Diesel sein muss? PHEV, Benzin, Elektro – an Alternativen soll's nicht mangeln.Maße L/B/H 4367/2062/1441 mm. Radstand 2675 mm.
Leergewicht 1361 kg.
Kofferraum 412 bis 1323 Liter.
Motor R4-Zylinder-Turbodiesel, 1499 ccm. Leistung max. 96 kW (130 PS) bei 3750/Min. Drehmoment max. 300 Nm bei 1750/Min.
0–100 km/h in 11,0 Sek. Vmax 207 km/h.
Vorderradantrieb. Achtgang-Automatik.
Testverbrauch 5,6 l/100 km.
Preis ab 39.520 Euro (Ausstattung GT).

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.