Mein Freitag

Beim Stoßlüften ist etwas unter das Kastel gerollt

APA/BARBARA GINDL
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Fallende Blätter erinnern an ein Lied und an Italo Calvino.

Gestern“, erzählt die Freundin, „habe ich die Fenster aufgemacht, damit es warm wird in der Wohnung.“ Sie wohnt in einer Altbauwohnung. Die ist im Sommer schön kalt, im Winter aber auch. Mit der Außenheizung ist es nun leider vorbei, jetzt ist bald wieder Stoßlüften angesagt. Stoßlüften heißt es auch deshalb, weil beim Öffnen der Fenster die Dinge umgestoßen werden, die sich auf wundersame Weise immer wieder davor ansammeln. Wenn man sie aufhebt, stößt man sich den Kopf garantiert beim offenen Fenster an (am Eck, damit es richtig wehtut).

Der Föhn hat noch einmal für einen beeindruckenden Blätterregen gesorgt. „Fallende Blätter“, sage ich zu meinem Kollegen, hinter dem gelbe Blätter durch die Luft segeln, „erinnern mich immer an Element of Crime“. „Fallende Blätter wollen nichts mehr“, singen sie, und es ist albern und absurd, aber gleichzeitig großartig. Leider will niemand hören, wie gut ich das Lied nachsingen kann.

Fallende Blätter erinnerten ihn hingegen an eine Szene in Italo Calvinos „Wenn ein Reisender in einer Winternacht“, sagt mein Kollege. So ist das mit den Assoziationen, für jeden ist alles etwas anderes, nur nicht der Zimt, der ist für alle Weihnachten.

„Jeder, wie er mag“, hat die Oma immer gesagt, wenn sie sich eigentlich gedacht hat, was für ein Blödsinn, was für eine Scheußlichkeit! So hat sie sich ein Urteil erspart, alle kannten sich aus, aber niemand war beleidigt. Das fällt mir ein, als ein anderer Kollege fassungslos erzählt, er habe zu Halloween fünf als Affen verkleidete Erwachsene in einer Einkaufsstraße gesehen. (Ausgerechnet Affen.)

Unter dem Küchenkastel herrscht das ganze Jahr Halloween. Leider sind die Spinnweben echt. Man sieht sie nur, weil etwas daruntergerollt ist. Das alles spricht fürs Fensterkippen.

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