Klimaprotest

Straßenblockade durch Klimaprotest: Radfahrerin nach Unfall verstorben

Bei einem Unfall in Berlin wurde eine Radfahrerin Anfang der Woche von einem Betonmischer überfahren. Ihre Rettung soll sich wegen einer Aktion der Klima-Protestgruppe "Letzte Generation“ verzögert haben. Aber ein Vermerk entlastet anscheinend die Aktivisten.

Die Frau, die am Montag in Berlin von einem Betonmischer überrollt worden war, ist ihren Verletzungen erlegen. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag in einer Mitteilung mit. „Die 44-jährige Radfahrerin, die am vergangenen Montag bei einem Verkehrsunfall in Wilmersdorf lebensgefährlich verletzt worden war, ist gestern Abend im Krankenhaus verstorben“, heißt es darin. Am Donnerstag hatten die Behörden noch bekannt gegeben, dass sie für hirntot erklärt worden war.

Der Vorfall sorgt insofern für Aufsehen, als dass Klimaaktivisten der Protestgruppe „Letzte Generation“ Mitschuld am Unglück haben sollen. Ihnen wird vorgeworfen, durch eine Aktion die Rettungseinsätze aufgehalten zu haben. Konkret sollen sie auf der Berliner Stadtautobahn A100 einen Stau ausgelöst haben, indem sie dort Transparente angebracht und sich an einer Schilderbrücke festgeklebt haben. Um die Szene aufzulösen, sperrte die Polizei offenbar zwei Fahrstreifen.

Laut einem internen Vermerk der Feuerwehr, über den  die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, hatte der von den Aktivisten verursachte Stau jedoch keinen Einfluss auf die Versorgung des Unfallopfers.

Klimaaktivisten unter Druck

Die Kritik an der Protestgruppe wird vor diesem Hintergrund immer lauter. „Wenn Straftaten begangen werden und andere Menschen gefährdet werden, ist jede Grenze legitimen Protests überschritten“, teilte etwa die deutsche Innenministerin, Nancy Faeser (SPD), mit. „All das hat mit einer demokratischen Auseinandersetzung überhaupt nichts zu tun. Die Straftäter müssen schnell und konsequent verfolgt werden.“ Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte unterdessen, ein Verbot der Klima-Protestgruppe zu prüfen. „Der Protest der Aktivisten läuft zusehends aus dem Ruder. Wir finden, es reicht“, teilte sie mit.

Ermittlungen gegen zwei Personen wurden bereits in die Wege geleitet. Zwei Klimaaktivisten im Alter von 59 und 63 Jahren wird unterlassene Hilfeleistung und die Behinderung Hilfe leistender Personen vorgeworfen.

„Letzte Generation" in der Defensive

Die „Letzte Generation“ selbst zeigte sich „bestürzt“ über den Vorfall. „Dass die Radfahrerin im Straßenverkehr verunglückt ist, ist furchtbar. Wir sind bestürzt und in Trauer", wiederholte sie am Freitag. Sie werde aber ihren Protest fortsetzen. „Größtes Risiko für die Menschheit ist, den Alltag einfach weiterzumachen. Größte Gefahr ist hinzunehmen, dass die Regierung nicht mal einfachste Sicherheitsmaßnahmen ergreift“, heißt es in einem Posting auf der Kurznachrichtenplattform Twitter.

In einer Stellungnahme holen die Klimaaktivisten noch weiter aus. Medienschaffende würden eine „Welle der Vorwürfe, Unwahrheiten und Hetze“ gegen sie lostreten. Eine Situation würde „fiktiv aufgebauscht“, der Unfall der Radfahrerin würde instrumentalisiert: „Als sei endlich ein Aufhänger gefunden, unseren friedlichen Protest durch den Dreck zu ziehen“. Zur Verteidigung heißt es, dass sich der Unfall mehrere Kilometer von den Aktionsorten ereignete. „Auf der A100 befanden wir uns auf einer Schilderbrücke. Die Polizei regelte den Verkehr darunter selbstständig und reduzierte ihn auf eine Fahrspur. Wir hatten die Polizei vor Betreten der Schilderbrücke informiert und um eine Umleitung von Einsatzfahrzeugen und das komplette Sperren der A100 für den Autoverkehr gebeten. Wir haben in all unseren Protesten immer eine Rettungsgasse.“ Die Bundesregierung solle ihren Protest beenden, indem sie die Krise in den Griff bekommt, schließt die Klima-Protestgruppe ihr Schreiben ab. „Bis dahin geht der Widerstand weiter."

Mitreden beim Klimaaktivismus: Wie weit darf Protest gehen? Diskutieren Sie mit!

>>> Hier geht's zum Forum

(bsch)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Deutschland

Ermittlungen gegen zwei Klima-Aktivisten nach Unfall in Berlin

Wegen einer Blockadeaktion soll die Hilfe für die schwer verletzte Radfahrerin erst spät eingetroffen sein.
Blockade

Klimaprotest verzögert in Berlin Rettung von Verletzter

Eine Radfahrerin wurde in Berlin unter einem Betonmischer-Lastwagen eingeklemmt. Die Einsatzkräfte standen wegen Protesten von Klimaaktivisten im Stau.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.