Ob cooler Raumteiler oder zeitlos designter Hingucker, moderne Kachelöfen gibt es in zahlreichen Varianten.
Heizung

Kachelöfen: Es knistert wieder

Der Blick auf Strom- und Gasrechnung versetzt einen zwar kurzzeitig in Wallungen, wärmt aber nicht dauerhaft. Viele Wohnungs- und Hausbesitzer überlegen den (nachträglichen) Einbau eines Kachelofens.

Langsame Wärmeabgabe, eine nachhaltige Heizlösung mit Holz und Unabhängigkeit von fossiler Energie sowie in einem drohenden Blackout – das sind die Gründe, die immer mehr Wohnungs- und Hausbesitzer über einen Kachelofen nachdenken lassen. „Kachelöfen liegen im Trend“, weiß Thomas Schiffert, Geschäftsführer des Österreichischen Kachelofenverbands. „So ist in diesem Jahr die Nachfrage um 50 Prozent gestiegen – auch aufgrund von Covid-19 und der Ukraine-Krise.“

Rauchfangkehrer kontaktieren

Die Zahlen beweisen, „dass der Kachelofen von vielen Konsumenten gewünscht wird, die händeringend eine nachhaltige und krisensichere Heizlösung suchen“, erklärte Schiffert bei der Pressekonferenz anlässlich des Tag des Kachelofens Mitte Oktober. Befeuert wird dieser Trend durch die gestiegenen Energiekosten. Das Heizen mit Brennholz bleibt nach wie vor eine günstigere und umweltfreundlichere Heizart, weil Holz regional, erneuerbar und CO2-neutral ist.

Am Anfang steht immer die Frage: Was ist einem wichtig? Eine langsame Wärmeabgabe oder das flackernde Feuererlebnis? Ersteres erfüllt ein klassischer Kachelofen, Zweiteres hingegen ein Heizkamin oder ein Kaminofen, auch Schwedenofen genannt. Dazu kommen weitere Varianten wie Warmluftöfen oder Kombi-Öfen.

Getty Images, Sommerhuber

Christian Leiner, Landesinnungsmeister der Wiener Rauchfangkehrer, rät, so früh wie möglich mit dem zuständigen Rauchfangkehrer Kontakt aufzunehmen. Dieser bewertet in einem Vorbefund die bauliche Situation sowie die Beschaffenheit des vorhandenen Rauchfangs wie Länge und Dichtheit. Absolute Voraussetzung ist ein Kamin ab circa 15 cm Durchmesser, in dem die Rauchgase ins Freie abgezogen werden. Je nach Ofen und Leistung sehen die Landesgesetzgeber unterschiedliche Bestimmungen vor. Im Vorbefund finden sich weiters Voraussetzungen für den Einbau eines Kachel- oder Schwedenofens, die danach mit einem Abnahmebefund überprüft werden.

Bis 2012 sahen die Bauordnungen vor, dass jede Wohneinheit einen Rauchfang haben muss, mit dem zumindest ein Wohnraum mit festen Brennstoffen beheizt werden kann. Mit dem Wegfall dieser Regelung gibt es in vielen Häusern nun zu wenige Kamine. Die Rauchfangkehrer fordern daher wie der Österreichische Kachelofenverband die Wiedereinführung dieser Bestimmung, um einen nachträglichen Einbau von Kachelöfen zu erleichtern.

Vintage-Trend: Kachelherde

Einmal richtig angeheizt, nimmt der massive Wärmespeicher eines Kachelofens die Hitze rasch auf und gibt sie über die Keramikfliesen stundenlang als milde Strahlungswärme wieder ab. Auf diese Weise erwärmt sich die Oberfläche von Wänden sowie Gegenständen im Raum. Die Raumtemperatur ist gleichmäßig, ohne zu überhitzen. So entsteht ein angenehmes Raumklima, das gesundheitsfördernd ist.

Auch traditionelle Modelle mit Herd sind wieder gefragt.
Auch traditionelle Modelle mit Herd sind wieder gefragt.Magdalena Jankowska / Getty Images

Ein weiterer Trend ist außerdem ein Kachelherd – als Ergänzung zu Varianten mit Strom und Gas – fürs Kochen, aber auch Heizen und Aufbereiten von Warmwasser, der (auch) bei einem Blackout genutzt werden kann.

Romantik oder Raumteiler

Ob traditioneller Bauernstubenofen, gemütlicher Kachelherd im Landhaus-Stil oder ein moderner Kachelkamin mit Großflächenkeramik – die Gestaltungsmöglichkeiten eines Kachelofens sind vielfältig und haben oft lange Tradition. Im oberösterreichischen Steyr etwa wird seit 1491 die Hafner-Handwerkstradition gepflegt. Hier ist auch die Keramik-Manufaktur Sommerhuber ansässig, die sich auf Kachelöfen und -kamine spezialisiert hat. Geschäftsführer Christian Sommerhuber ist stolz darauf, dass jede Kachel in Österreich handgefertigt wurde – „aus Erde, Wasser, Feuer und Luft“, wie er es poetisch beschreibt. Gebrannt wird in Brennöfen bei 1070 Grad, aufgrund der großen Nachfrage derzeit auch am Wochenende. „Üblicherweise haben wir eine Lieferzeit von acht bis zehn Wochen. Momentan müssen die Kunden leider 30 Wochen warten.“ Ein Trend, den er beobachtet: „Kachelöfen werden gern als längliche oder kubische Raumteiler, zum Beispiel im Wohnküchenbereich, verwendet. Und beim Design werden wie früher Motive über mehrere Kacheln gemalt.“ So wurden schon Kacheln mit dem Familienhund oder den Lieblingsbergen gefertigt. Und zu den Kosten: Im Durchschnitt bezahlen heimische Käufer 12.000 bis 15.000 Euro für einen Kachelofen. Dazu kommen noch 250 bis 300 Euro für den gesetzlich vorgeschriebenen Vor- und Abnahmebefund und einen Verbrennungsluftnachweis.

Tipp 1

Tipp 2

Tipp 3

Was Sie wissen sollten zum Thema Kachelöfen

Planen. Schon vor der konkreten Planung einen Rauchfangkehrer für einen Vorbefund hinzuziehen. Da ein Kachelofen mehrere Hundert Kilogramm wiegt, ist ein tragender Untergrund wichtig. Räumliche und farbliche Gestaltung sollten gut überlegt sein – ein Kachelofen ist meist eine einmalige Investition. Ein Hafner berät zu den verschiedensten Typen und baut den Ofen, derzeit ist mit längeren Wartezeiten zu rechnen.

Heizen. Bei Heizkaminen oder Schwedenöfen kommt es auf die richtige Größe an, um die Überhitzung eines Raumes zu vermeiden. Als Faustregel gilt: Je mehr man vom Feuer sieht, umso geringer ist die Wärmespeicherung bei einem Ofen. Fürs Heizen immer nur trockenes Holz verwenden. Ideal ist ein Restwassergehalt von weniger als zehn Prozent, das heißt das Holz sollte zwei Jahre gelagert haben. Für die Pflege reicht ein feuchtes weiches Tuch, um die Kacheln wieder strahlen zu lassen.

Ansehen. Im Kachelofen-Museum der Keramik-Manufaktur in Steyr sind Kachelöfen der letzten 500 Jahre ausgestellt. Diese spiegeln den Zeitgeist und Einrichtungsgeschmack der jeweiligen Epoche wider. Geöffnet von Mittwoch bis Freitag 9–18 Uhr und Samstag 9–13 Uhr.

www.sommerhuber.com/kachelofenmuseum

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