Literatur

Auf der Suche nach den Wurzeln: Marshmallows und ein Pferdeflüsterer

Hanna Sukare
Hanna SukareMilan Böhm
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Hanna Sukare schreibt in ihrem Roman „Rechermacher“ gegen das schnell beginnende Vergessen der Geschichte an.

Im Salzburger Grasland wächst August auf, das jüngste von zwölf Kindern des Viktualienhändlers Rechermacher. Er ist ein ruhiger Bub, etwas schwerfällig, besitzt aber ein einzigartiges Talent: Er kann traumwandlerisch gut mit Pferden umgehen, „er beherrscht Pferdisch vor dem Einmaleins“. Seine Lehrmeisterin ist Stern, eine junge Norikerstute, die beiden sind symbiotisch miteinander verbunden und „bringen sich gegenseitig das Reiten bei“. Dieses Band wird bald brutal zerrissen, denn Stern wird gemustert und zum Krieg eingezogen, sie verschwindet für immer aus Augusts Leben. Der Erste Weltkrieg beginnt mit der Einkassierung von Tieren und in weiterer Folge von Lebensmitteln, die der Bevölkerung dann in kleinen Dosen rückverkauft werden.

Hanna Sukare, die sich in ihren Romanen „Staubzunge“ – für den sie 2016 den Rauriser Literaturpreis erhalten hat – und „Schwedenreiter“ anhand von unterschiedlichen Familienschicksalen und ihren Verwicklungen intensiv mit dem Zweiten Weltkrieg und dessen Auswirkungen auch ins Private bis in die Gegenwart auseinandergesetzt hat, schürft in ihrem dritten Roman „Rechermacher“ noch tiefer in der Vergangenheit. August ist 13, als der Erste Weltkrieg für beendet erklärt wird, und 15, als er von seinem Taufpaten als Rossknecht aufgenommen wird. Er wird sich letztendlich als Dragoner in der Armee der Ersten Republik bis zum Unterleutnant hocharbeiten und später als Soldat der deutschen Wehrmacht von einem Ort zum anderen verlegt werden, als unfähig klassifiziert, weil diese österreichischen Dragoner, die in ihrem Selbstbild noch dem alten Kaiser nahestehen, nicht ins straffe Wehrmachtskonzept passen. Er wird einen unehelichen Sohn zeugen und dieser Sohn wiederum eine Tochter, Nelli, und diese ebenfalls eine Tochter, Maia.

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