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Fox News war von Anfang an als effektiver Multiplikator konservativen Messagings angelegt.
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Midterm-Wahlen

Fox News: Kreuzzug eines Senders

Tucker Carlson spricht von „Rassenkrieg“ gegen die Weißen, ein Moderatorenkollege von Fox News beschimpft Nancy Pelosi als „bösartige, gestörte Idiotin“: Der Sender vertritt nicht nur die Sache der Republikaner, er treibt sie vor sich her – immer weiter nach rechts. Über die Midterm-Wahlen in den USA.

Kari Lake ist eine der wohl extremsten rechten Kandidatinnen, die in diesen Midterm-Wahlen für die Republikaner antreten – und das will etwas heißen. Sie hat bereits verkündet, dass sie im Falle einer „gestohlenen Wahl“ – sprich: eines demokratischen Sieges – 2024 die Wahlergebnisse nicht akzeptieren werde. Als Gouverneurin wäre sie dafür zuständig, die Ergebnisse zu zertifizieren. Wenn sie das nicht tut, würde das die USA mindestens in eine Verfassungskrise stürzen – vielleicht sogar in einen Bürgerkrieg. Lake behauptet, die Demokraten und Biden würden eine „dämonische Agenda“ verfolgen, ist mit QAnon-Vertretern und Nazi-Sympathisanten aufgetreten und hat „John-McCain-Republikaner“ dazu aufgefordert „abzuhauen“. Was einst als Sakrileg in der Arizona GOP gegolten hätte – John McCain lächerlich zu machen –, schadet Lake jedoch nicht. Sie liegt vor ihrer demokratischen Konkurrentin Katie Hobbs. Das war nicht immer so: Lange lag Lake deutlich hinter Hobbs zurück.

Doch in den letzten Wochen vor den entscheidenden Midterm-Wahlen sprangen diverse einflussreiche Fox-News-Moderatoren für Lake in die Bresche – und boten ihr nicht nur eine Plattform, sondern wuschen sie vor einem Millionenpublikum von jeglichem Verdacht des Extremismus rein. Tucker Carlson widmete ihr ein ganzes Segment und feierte sie unter dem Titel „Standing her Ground“ als Heldin, die sich gegen korrupte linke Medien wehre. Gleichzeitig bereitete er den Boden für Verschwörungsmythen, sollte Lake ihrer Konkurrentin unterliegen: „Wenn wir davon ausgehen, dass alle Stimmen gezählt werden – und das sollten wir nie einfach glauben. (. . .) Wenn wir in einer Demokratie leben, verfügen wir über ein absolutes Recht, dass uns bewiesen wird, dass diese Wahl fair war. Wenn sie fair ist, wird Kari Lake gewinnen.“ Bei einer republikanischen Niederlage müsse automatisch Wahlbetrug vorliegen – diese Botschaft wiederholen Carlson und andere Fox-Moderatoren und Gäste mantraartig. Wiederholung ist ein mächtiges Werkzeug in politischer Kommunikation.

Als der Gouverneur von Virginia, Glenn Youngkin, seine Unterstützung für Lake verkündete, hagelte es Kritik in diversen „Mainstream“-Medien. Fox-Moderatorin Laura Ingraham war zur Stelle und präsentierte Lake – unter Verwendung eines ätherisch wirkenden Filters – im Interview als eine Art rechten Girlboss, der „den Medien“ endlich einmal klare Kante zeigen würde: „Die Zeit des Appeasements ist vorbei“, verkündete Ingraham. In ihrem aktuellsten Interview mit Lake lässt Ingraham zu, dass diese den Mordanschlag auf den Ehemann von Nancy Pelosi, der demokratischen Sprecherin des Repräsentantenhauses, auf „gewählte linke Funktionsträger“ schiebt, obwohl ihm von einem Rechtsextremen der Schädel mit einem Hammer gebrochen wurde. Lake ist selbst Profi, was Fernsehauftritte angeht. Vor ihrem kometenhaften politischen Aufstieg war sie 22 Jahre lang TV-Moderatorin bei Fox10 Phoenix, einem lokalen Sender, der zum Mutterschiff Fox gehört.

Auch Doug Mastriano gehört zu der Gruppe rechtsextremer Kandidaten, die in diesen Midterms antreten. Er bewirbt sich auf den Gouverneursposten in Virginia, hat Verbindungen zu Weißen Milizen, ist ein religiöser Extremist, spricht von geistiger Kriegsführung. Seine politischen Rallys gleichen Gottesdiensten. Dementsprechend unterstützt er extreme Abtreibungsverbote, auch in Fällen von Vergewaltigung. Frauen, die eine Abtreibung durchführten, sollten des Mordes angeklagt werden, sagte er 2019. Seine Frau nennt seine Anhänger „Soldaten für Christus“.