Literatur

Ernst Jüngers wahrer Kampf

Warum noch Ernst Jüngers „Strahlungen“ lesen? Eine historisch-kritische Ausgabe seiner Tagebücher von 1939 bis 1948 legt die Lupe darauf, wie ein vom Krieg berauschter Chauvinist seinen moralischen Kompass neu ausrichten musste.

Reden wir nicht gleich über den Krieg, es gibt ja auch noch die Frauen. Im September 1939 fiel Ernst Jünger auf, dass diese „an Intelligenz gewinnen“. Wie das? „Diese Erscheinung zählt zu den Arbeitscharakteren“, was wohl heißen soll, dass Frauen öfter als früher einer Lohnarbeit nachgehen. Die neue Geistesschärfe sei zwar „in Einzelfällen angenehm“, aber doch „generell bedenklich“, ein „Abbau“, denn es werden „die ruhenden Atome als Bewegung konsumiert“. Wie erhellend, so hatten wir das noch gar nicht gesehen.

Zu den „angenehmen Einzelfällen“ gehörten die „recht präzisen Sätze“ einer Gräfin. Sie versicherte dem Schriftsteller und Kriegshelden brieflich, „dass wir als Frauen nicht die Ideen als solche lieben, sondern die Männer, die dahinterstehen“. Auch der Krieg „ist nicht schön, aber wir lieben die Männer, die ihn machen, während die Pazifisten scheußlich sind“. Jüngers Anmerkung dazu: „Meine Post gewinnt.“ Freilich dürfe man sich von Schreiben seiner Adoranten nicht „die Zeremonien“ erwarten, „die in der Residenz der Sprache am Platze sind“.

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