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Erste profitiert von steigenden Zinsen

Seit Anfang Juli leitet Willibald Cernko die Erste Group. Die von ihm am Freitag vorgelegten Neunmonatszahlen gefielen den Anlegern.
Seit Anfang Juli leitet Willibald Cernko die Erste Group. Die von ihm am Freitag vorgelegten Neunmonatszahlen gefielen den Anlegern. ROBERT JAEGER / APA / picturedesk
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Die hohe Inflation ist für die Erste Group ein zweischneidiges Schwert. Einerseits steigen dadurch die Zinsen, andererseits sorgt sie für Zurückhaltung bei Kreditkunden.

Die größte heimische Bank, die Erste Group, hat im dritten Quartal dank Zuwächsen im Kerngeschäft in Osteuropa operativ zugelegt. Gleichzeitig stellt sich das Institut auf zunehmende Herausforderungen ein, wie Bankchef Willibald Cernko bei der Vorstellung der Zahlen am Freitag sagte. Vor allem die in allen Ländern hohe Inflation werde zunehmend zu einer Herausforderung für die Firmen und Privatkunden der Ersten. Allerdings gebe es auch „vielversprechende Anzeichen dafür, dass sich unsere Märkte besser entwickeln werden als in Westeuropa – nicht zuletzt dank der hohen Beschäftigungsraten und der soliden öffentlichen Finanzen“, betonte der Erste-Group-Chef.

Im dritten Quartal stieg das Betriebsergebnis der Bank auf 1,03Milliarden Euro nach 906,3 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Unter dem Strich sank der Gewinn allerdings von 533,4 auf 510 Millionen Euro. Das Institut liegt damit aber immer noch über den Erwartungen von Analysten. Diese hatten im Vorfeld der Neunmonatsbilanz im Schnitt mit einem Nettogewinn von lediglich 496 Millionen Euro gerechnet.

Dividende von 1,90 Euro

Von dem gut laufenden Geschäft sollen auch die Aktionäre profitieren. Sie sollen für das laufende Geschäftsjahr eine Dividende von 1,90 Euro je Aktie erhalten, gab die Erste am Freitag bekannt.

Ein Grund für das höhere Betriebsergebnis sind Zinserhöhungen außerhalb der Eurozone – vor allem in Tschechien, Ungarn und Rumänien. Der Zinsüberschuss stieg im dritten Quartal auf 1,55 Milliarden Euro nach 1,22 Milliarden Euro. Zudem konnte die Bank ein deutliches Kreditwachstum in allen Kernmärkten verbuchen. Der Provisionsüberschuss erhöhte sich auf 615,1 Millionen Euro nach 591,4 Millionen Euro.

„In den ersten neun Monaten haben wir vom vorteilhaften Zinsumfeld und den gestiegenen Kreditvolumina profitiert. In Verbindung mit unserer Kostendisziplin konnten wir daher sowohl das Betriebsergebnis als auch den Nettogewinn steigern“, sagte Finanzvorstand Stefan Dörfler. Für 2023 ist die Bank seiner Ansicht nach aufgrund ihrer soliden Kapitalausstattung und der guten Liquiditätsposition gut gerüstet.

2023 schwächere Entwicklung

Für das kommende Jahr erwartet die Erste Group eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. In den Kernmärkten in Osteuropa sollte es im Schnitt aber ein Plus von 1,2 Prozent geben bei weiter niedriger Arbeitslosigkeit. Für die Eurozone sei im Vergleich nur mit einem Plus von 0,3 Prozent zu rechnen. Die Inflation dürfte nach Einschätzung der Erste Group je nach Land zwischen 5,2 und 14,3 Prozent liegen.

Das Nettokreditwachstum werde im laufenden Jahr bei über zehn Prozent und für 2023 bei rund fünf Prozent erwartet. Für den Zinsüberschuss sei in diesem Jahr mit einem Wachstum von rund einem Fünftel zu rechnen und im kommenden Jahr von rund zehn Prozent. Den Anteil der faulen Kredite (NPL-Quote) sieht die Bank im laufenden Jahr bei etwa zwei Prozent, im kommenden Jahr sollte er unter drei Prozent bleiben. Im laufenden Jahr strebt die Erste Group zudem eine Eigenkapitalverzinsung von rund 14 Prozent an, nächstes Jahr dann von 13 bis 15 Prozent. Die harte Kernkapitalquote (CET1) sollte über den gesamten Zeitraum über 14 Prozent bleiben.

An der Börse kamen die Zahlen und die Prognose jedenfalls sehr gut an. Die Papiere der Erste Group lagen am Nachmittag mit rund zehn Prozent deutlich im grünen Bereich.

AUF EINEN BLICK

Die Erste Group konnte in den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 ihren Betriebsgewinn um mehr als zehn Prozent auf 1,03 Mrd. Euro steigern. Der Nettogewinn sank zwar leicht auf 510 Mio. Euro, lag damit aber immer noch deutlich über den Erwartungen der Analysten. Die Investoren waren von den Zahlen überzeugt, die Aktie war klar im Plus.

(Reuters/red.)

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