Elon Musk

Trubel bei Twitter: Von zurückgenommenen Entlassungen und einer Entschuldigung

November 4, 2022, San Francisco, California, United States: The headquarters of Twitter seen in San Francisco. Twitter i
November 4, 2022, San Francisco, California, United States: The headquarters of Twitter seen in San Francisco. Twitter iIMAGO/ZUMA Wire
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Ein Häkchen für jedermann, Entlassungen, für die sich der Twitter-Gründer entschuldigt und die offenbar zum Teil wieder zurückgenommen werden. Indes richtet sich die UN in einem Offenen Brief an den neuen Twitter-Chef.

Ein Twitter-Haken für Alle: Elon Musk hat seiner Ankündigung Taten folgen lassen. Zwar ist der Dienst noch nicht weltweit verfügbar, aber das ist nur noch eine Frage der Zeit. Für acht Dollar pro Monat kann sich nun jeder einen Twitter-Haken holen und sich damit seinen Account verifizieren lassen. Außerdem sollen jene User, die bereit sind, knapp 100 Dollar im Jahr dafür zu bezahlen, nur noch die Hälfte der Werbeanzeigen in den Twitter-Feed gespült bekommen. Das Feature wurde ausgerollt, als in den Firmen-Standorten Tausende Mitarbeiter ausgesperrt und per E-Mail entlassen wurden. Entschuldigt dafür hat sich der Twitter-Gründer Jack Dorsey. Das Vorgehen bei Twitter unter der Führung von Elon Musk wird auch von den Vereinten Nationen mit Sorge beobachtet.

Die Verifizierung wird versilbert und soll dem Dienst, der nicht mehr an der Börse firmiert, Geld in die Kassen spülen: Das Abo-Modell läuft zunächst in den Vereinigten Staaten, Kanada, Australien, Neuseeland und Großbritannien testweise: "Sobald wir wissen, dass es in den ersten Ländern gut funktioniert und wir die Übersetzungsarbeit abgeschlossen haben, wird es weltweit eingeführt", sagte Musk in einem Tweet am Samstag.

Vor allem die Konten von Prominenten, Unternehmen, sowie Nutzern mit vielen Followern, etwa Politiker oder Journalisten, wurden mit dem Echtheits-Symbol gekennzeichnet. In seinem Update für Apple Geräte teilte Twitter mit, dass alle, die sich "jetzt" für den neuen Service anmelden, das blaue Häkchen neben ihrem Benutzernamen erhalten, "genau wie die Prominenten, Unternehmen und Politiker, denen Sie bereits folgen".>>> Fake News, Geld und Donald Trump: Was Elon Musk mit Twitter wirklich vorhat [Podcast]

Weitere Vorteile des Updates seien die "Hälfte der Anzeigen", die Möglichkeit, längere Videos auf Twitter zu posten und eine bessere Platzierung für Inhalte mit hoher Qualität. Mit dem Start des Abo-Modells tauchten plötzlich auch vermehrt Elon-Musk-Klone auf: Der Name, das Bild und auch das Twitter-Häkchen waren ident. Erst beim Twitter-Handle (@xy) wird klar, dass es sich hier um eine Kopie handelt. Wasser auf die Mühlen der Kritiker, die befürchten, dass durch diese wahllose Verifizierung den Twitter-Doubles und Fake-Accounts erst recht Tür und Tor geöffnet wird. Ein anderer Kritikpunkt, der gehäuft auf der Plattform zu lesen ist: Vorher war die Plattform gratis und der Nutzer das Produkt. Nun ist der Nutzer weiterhin das Produkt und muss auch noch dafür bezahlen, denn die Werbung wird zwar weiterhin in die Feeds gespült, wenn auch nur weniger.

Werbepartner laufen davon

Musks widersprüchliche Signale zur Ausrichtung von Twitter haben große Werbekunden wie Volkswagen, den Pharmakonzern Pfizer oder den Lebensmittelriesen Mondelez verschreckt, die ihre Anzeigen nicht neben negativen Inhalten sehen wollen. Der Milliardär hat einerseits betont, dass die Inhalte-Regeln der Plattform weiterhin gelten. Andererseits hat er wiederholt einen Mangel an Redefreiheit bei Twitter kritisiert.

UN-Menschenrechtschef Volker Türk hat den neuen Twitter-Eigentümer Elon Musk in einem offenen Brief kritisiert und einen verantwortungsvollen Betrieb der globalen Plattform angemahnt. Berichte, wonach diese Woche fast alle Experten für Menschenrechte und Ethik bei Twitter gefeuert wurden, seien "kein ermutigender Auftakt" von Musks Ära bei Twitter, schrieb Hochkommissar Türk dem Technologie-Milliardär am Samstag.

"Twitter ist Teil einer globalen Revolution, die unsere Kommunikation revolutioniert hat. Aber ich schreibe mit Sorge und Unbehagen über unsere digitale Öffentlichkeit und die Rolle, die Twitter darin spielt", schrieb Türk.

Menschenrechte müssten unter Musks Führung eine zentrale Rolle in dem Unternehmen einnehmen, forderte der österreichische UN-Diplomat. Twitter solle auch weiterhin Verantwortung übernehmen, um Desinformation und Verhetzung zu bekämpfen. Türk erinnerte daran, dass Hass im Netz und Falschinformationen zu Corona-Impfungen bereits konkrete Schäden angerichtet hätten. Gleichzeitig müsse Twitter auch die Redefreiheit vor Regierungen schützen, die dieses Recht einschränken wollten, schrieb er.

Jack Dorsey entschuldigt großes Wachstum

Nach den massiven Entlassungen beim Kurzmitteilungsdienst Twitter hat sich dessen Mitgründer und früherer Chef Jack Dorsey bei den Mitarbeitern entschuldigt. "Mir ist klar, dass viele sauer auf mich sind", schrieb Dorsey am Samstag auf Twitter. Er sei dafür verantwortlich, dass die Twitter-Angestellten sich jetzt in dieser Lage befänden: "Ich habe das Unternehmen zu schnell wachsen lassen. Dafür entschuldige ich mich."

Eine Woche nach der Übernahme durch Multimilliardär Elon Musk hatte Twitter am Freitag rund die Hälfte seiner 7500 Angestellten entlassen. Direkt nach der Übernahme hatte Musk bereits das Twitter-Management gefeuert. Musk hatte Twitter am Donnerstag vergangener Woche für 44 Milliarden Dollar (rund 44 Milliarden Euro) übernommen.

Die Leute bei Twitter seien "stark und widerstandsfähig", schrieb Dorsey zu den Entlassungen. Sie würden einen Weg finden, auch wenn die Situation derzeit vielleicht gerade schwierig sei. Dorsey hatte das Unternehmen 2006 mitgegründet und war im vergangenen Jahr als Geschäftsführer zurückgetreten. Im Frühling zog er sich auch aus dem Aufsichtsrat zurück.

Zu viele Mitarbeiter entlassen

In der Zwischenzeit häufen sich Meldungen, dass einige der Entlassungen offenbar zurückgenommen werden. Wie der Journalist Casey Newton berichtet, werden Mitarbeiter gebeten, wieder zurückzukommen.

(bagre/APA/DPA)

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