Klima

Vergangene acht Jahre waren die heißesten überhaupt

Bericht der Weltwetterorganisation zum Auftakt des UN-Klimagipfels.

Genf/Sharm el-Sheikh. Zum Auftakt der UN-Klimakonferenz im ägyptischen Sharm el-Sheikh hat die Weltwetterorganisation (WMO) am Sonntag in einem Bericht auf dramatische Veränderungen aufmerksam gemacht. Die vergangenen acht Jahre seien global offenbar die heißesten überhaupt gewesen, teilte die Organisation mit. Die weltweite Durchschnittstemperatur lag zuletzt schätzungsweise um rund 1,15 Grad über dem Durchschnitt der vorindustriellen Zeit.

Das Wetterphänomen La Niña habe zwar die Temperaturen etwas gemindert, womit 2022 nur als fünft- oder sechstwärmstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen in die Statistik eingehen werde, heißt es in dem Bericht – es sei aber nur eine Frage der Zeit, bis ein neues Wärme-Rekordjahr gemessen werde. Das alle paar Jahre auftretende Wetterphänomen La Niña drückt die globale Durchschnittstemperatur, weil sich dabei die oberen Wasserschichten des tropischen Ostpazifiks stark abkühlen.

Hitzewellen, Dürren und Flutkatastrophen haben in diesem Jahr Millionen Menschen betroffen und Milliardenkosten verursacht. Bis Mitte des Jahres waren unter anderem durch extrem lang anhaltende Dürren im Osten Afrikas bis zu 19,3 Millionen Menschen von unsicheren oder unzureichendem Zugang zu Nahrungsmitteln betroffen. Die Fluten in Pakistan kosteten mindestens 1700 Menschen das Leben und vertrieben fast acht Millionen Menschen aus ihrer Heimat.

Schnelles Schmelzen der Gletscher

Besonders jene Menschen im Globalen Süden, die am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich seien, litten am stärksten, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas dem Bericht zufolge. Aber auch andere Regionen seien in diesem Jahr von Extremen erschüttert worden – etwa Europa oder der Süden Chinas durch enorme Hitzewellen und ebenfalls extreme Dürreperioden, die große Flüsse fast austrockneten.

Das Schmelzen der Gletscher hat in diesem Jahr Fahrt aufgenommen. In den Alpen wurden durchschnittliche Verluste von drei bis vier Metern der Eisdicke gemessen, deutlich mehr als im bisherigen Rekordjahr 2003. Der Grönländische Eisschild schmolz das 26. Jahr in Folge, außerdem fiel am höchsten Punkt des Eisschilds im August 2021 erstmals Regen statt Schnee. Das Tempo des Meeresspiegel-Anstiegs hat sich seit 1993 verdoppelt. Allein seit Jänner 2020 stieg der Meeresspiegel um fast zehn Millimeter auf einen neuen Rekordstand an. (APA/DPA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2022)

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