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Die Bidens im Blues

Erst sah nur der Präsident rot. Bei einer Kundgebung sprangen Joe Biden Schilder ins Auge, die ihm Sozialismus vorwarfen – eigentlich ja Kommunismus. Die US-Amerikaner kennen nicht den feinen Unterschied, weshalb vielen Republikanern schon die Kanadier als „Sozialisten“ gelten. In Biden stieg die Galle hoch: „Idioten“.

Was noch milde war. Wie wäre sein irisches Temperament mit ihm durchgegangen, hätte er im Publikum Schautafeln erblickt, die in Anspielung auf Nancy Pelosi, die Reiz- und Hassfigur der Trumpisten, hämisch fragten: „Wo ist Nancy?“ Mit dieser Frage stürmte der Mob das Kapitol, und so drang jüngst auch der Attentäter in Pelosis Haus in San Francisco, um ihren Mann halb totzuschlagen.

Vollends im Blues versank die First Lady. Jill Biden, nahe Philadelphia aufgewachsen, ist begeisterter Sportfan – erst recht des Nationalsports Baseball. Ihr Team, die Philadelphia Phillies, hatte die Finalserie – großsprecherisch „World Series“ – in Houston gegen die Astros verloren. Und Philadelphia Union obendrein das Fußball-Endspiel. All dies just am Abend, als Biden mit Obama in „Philly“ auftrat. Zwei Wochen vor dem 80. Geburtstag des Präsidenten herrschte also alles andere als Party-Stimmung im Weißen Haus – zumal die Midterm Elections am Dienstag für Biden und seine „blauen“ Demokraten kein Homerun werden dürften.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2022)

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