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Im Lamborghini durch die historische Krise

Anfangs vielen suspekt, nun aber Teil der Lösung: Schalke-Mittelfeldmann Alex Král.
Anfangs vielen suspekt, nun aber Teil der Lösung: Schalke-Mittelfeldmann Alex Král.Reuters
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Tabellenschlusslicht Schalke 04 stellt einen traurigen Rekord ein. Nach einem Trainerwechsel braucht es außerdem einen neuen Sportdirektor und wieder einmal neue Spieler. Nur Geld ist dafür eigentlich keines mehr da.

Bremen. Es gibt vermutlich nur eine Sache, die Fußballprofis noch mehr nervt, als ein Spiel nach dem anderen zu verlieren: Wenn der Gegner erst die Punkte einsackt und die Verlierer dann auch noch freundlich lobt. „Ich muss meinen Respekt an die Schalker aussprechen“, sagte etwa der Tiroler Werder-Bremen-Kapitän Marco Friedl.

Kaufen konnten sich die Spieler des FC Schalke 04 dafür nichts. Denn in die Statistik ging die 1:2-Niederlage in Bremen als achte Pflichtspiel-Niederlage in Serie und vor allem als Einstellung eines traurigen Rekords der deutschen Bundesliga ein: 35 Auswärtsspiele ohne Sieg, in den vergangenen 41 Jahren und drei Monaten gehalten vom Karlsruher SC.

In den beiden letzten Spielen vor der WM-Pause in Mainz (Mittwoch) und gegen Bayern München (Samstag) geht es für den Tabellenletzten bereits darum, den Anschluss an die Nicht-Abstiegsplätze nicht völlig zu verlieren. „Wir stehen zwar mit sechs Punkten am Tabellenende. Aber trotzdem ist noch etwas möglich. Das ist eine besondere Aufgabe, die nicht ganz einfach ist“, meinte der neue Trainer Thomas Reis.

Werder und Schalke haben sich in der jüngeren Vergangenheit zumeist im Gleichschritt bewegt. 2021 stiegen beide aus der Bundesliga ab, ein Jahr später ging es nach zwölf turbulenten Zweitliga-Monaten gemeinsam wieder nach oben. Doch seitdem geht die Entwicklung weit auseinander. Beide Teams trennen jetzt 15 Punkte und elf Tabellenplätze.

„Es war ein Plus, dass Werder Bremen die Mannschaft nach dem Aufstieg zusammenhalten konnte. Sie sind eingespielt, sie haben die Euphorie mitnehmen können“, sagte Reis. Bei Schalke ist das Gegenteil der Fall: Nach dem Trainerwechsel von Frank Kramer zu Reis muss der Klub in den nächsten Wochen auch noch einen neuen Sportdirektor und wieder einmal neue Spieler finden, die die Qualitätsprobleme in allen Mannschaftsteilen beheben. Das alles vor dem mittlerweile Schalke-typischen Hintergrund, dass der Verein eigentlich kein Geld dafür hat und im Sommer bereits 15 Spieler geholt und 22 abgegeben hat.

Immerhin spielt der Tabellenletzte tatsächlich besser und strukturierter, seit Reis den Trainerjob am 27. Oktober übernommen hat. Der tschechische Nationalspieler Alex Král meinte: „Wir verbessern uns.“ Bisher war der 24-Jährige vielen Schalkern eher suspekt, weil seine Lebenserfahrung in Moskau und London inklusive der in den sozialen Netzwerken geposteten Fotos von seinem Lamborghini nicht so recht zu dem Arbeiterklub aus Gelsenkirchen passten. Doch in Bremen war Král einer der besten Schalker. Und ein Stück von seiner Unbekümmertheit kann dem Team kaum schaden. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2022)

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