Energiewende

Was wird aus Big Oil?

(c) REUTERS (CHRISTIAN HARTMANN)
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Die Energiekrise füllt die Kassen der alten Öl- und Gaskonzerne noch einmal kräftig. Aber das Ende der fossilen Ära ist besiegelt. Wie Exxon, BP und Co. auch morgen noch Geld machen wollen.

Die rekordverdächtig hohen Öl- und Gaspreise sind schlechte Nachrichten für Konsumenten. Aber sie verhelfen einer Riege alter Energiekonzerne, die eben noch auf der Abschussliste der Investoren standen, zu unverhofften Rekordgewinnen. Shell, Total, Equinor, OMV – sie verdienten in den vergangenen Monaten Milliarden auf dem Rücken der europäischen Energiepreiskrise, die durch die militärische Aggression Russlands, zuletzt immerhin Europas Diesel- und Gaslieferant Nummer eins, stets aufs Neue angefacht wird. Die Europäische Union hat längst ein Auge auf die „Übergewinne“ der fossilen Konzerne geworfen und feilt an einem geeigneten Werkzeug, um den Profiteuren der Krise einen Teil ihrer Überschüsse wieder abzuknöpfen. Aber noch läuft die große Party der alten Energiewelt – und die Ölmajors genießen sie in vollen Zügen.

Plötzlich sind Investitionen in neue Öl- und Gasförderungen wieder gesellschaftlich akzeptiert. Viele Länder Europas wollen nicht länger von ausländischen Energielieferanten abhängig sein und drängen die Branche, die alten Expansionspläne in der Heimat aus der Schublade zu holen. Selbst die umstrittene Schiefergas-Förderung mittels Fracking wird wieder ernsthaft diskutiert, auch Österreich will „ohne Denkverbote“ darangehen, die künftige Gasversorgung auf sichere Beine zu stellen. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) wies die Staatsholding Öbag an, zu überlegen, wie die teilstaatlichen Energiekonzerne zur Versorgungssicherheit beitragen könnten. Nun sieht es so aus, dass am Ende ein Verkauf und die Weiterführung der Öl- und Gasförderung der OMV eine mögliche Variante sein könnte. Auch den amerikanischen Investmentbanken ist nicht entgangen, dass sich der Wind gedreht hat. Erst vor wenigen Monaten haben sie laut verkündet, sich aus der Finanzierung des fossilen Geschäfts zurückziehen zu wollen. Nun wollen sie still und heimlich am liebsten wieder raus aus der Nummer, um nur ja nicht den vielleicht letzten Öl- und Gasboom zu verpassen. Goldman Sachs rechnet immerhin damit, dass die Energiekrise noch zumindest bis 2025 für dramatisch hohe Öl- und Gaspreise sorgen wird. 

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