Schon in ihren ersten Wochen im Amt setzt Italiens Premierministerin ultrakonservative Akzente – aber nur intern. Nach außen gibt sie sich moderat.
Auf ihrem allerersten internationalem Gipfelfoto macht Giorgia Meloni keine gute Figur. Da schüttelt „der Premier“ (so will Italiens Regierungschefin genannt werden) beim Klimagipfel in Sharm el-Sheikh dem ägyptischen Autokraten die Hand, auch ein bilaterales Treffen stand auf dem Programm. Das Regime von Präsident Abdel Fatah al-Sisi hatte 2016 den italienische Studenten Giulio Regeni zu Tode gefoltert, weil er eine regimekritische Doktorarbeit in Ägypten recherchiert hatte.
Der Fall Regeni trübt seit Jahren die diplomatischen Beziehungen zwischen Rom und Kairo: Jeder Minister, der das Land besuchte, sprach zumindest pro forma den Fall an oder telefonierte zumindest mit Regenis Familie. Meloni nicht. In Ägypten verlor sie kein Wort über Regeni, nicht einmal um diplomatische Worthülsen bemühte sie sich.