Nur ein Übel? Von wegen: Die bösen Wörter wirken verdammt gut. Wer sie verwendet, fühlt sich wohler, ist fitter, stärkt seinen Status und fördert soziale Bindungen. Aber wie kommt das?
Ach du liebe Scheiße, damit hätten wir nicht gerechnet. Man hat uns doch eingebläut: Schimpfwörter sind unpassend, ja inakzeptabel. In direkter Ansprache beleidigen sie den Gesprächspartner. In sozialen Netzwerken säen sie Hass und sorgen für Spaltung. Auch auf jene, die sie äußern, fällt ein schlechtes Licht: Unflätige Ausdrucksweise gilt als Zeichen für einen armseligen Wortschatz, geringe Intelligenz und mangelnde Kontrolle über die eigenen Affekte. Aber da kommt die Wissenschaft und erklärt uns: alles falsch, oder jedenfalls nur der kleinere Teil der Wahrheit.
Denn wenn sich Psychologen in Experimenten über die verfemten Wörter beugen, stoßen sie auf lauter positive Wirkungen. Das ergibt keine einzelne Studie, die womöglich auf Verblüffung und Neugier abzielt, sondern ist das Fazit aus über hundert, zusammengefasst in einer britisch-schwedischen Metastudie unter Leitung von Karyn Stapleton (Lingua, 277, 10/2022).