Nachruf

Cornelius Kolig: Ein Leben und Sterben im „Paradies“

(c) Clemens Fabry
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Cornelius Kolig (80) ist tot. Der Kärntner Künstler mied kein Tabu. Und reiht sich unter die Großen, die in Österreich Gesamtwerke unverschämt hohen Anspruchs schufen.

Besuche im Paradies soll man nicht aufschieben. Sonst ist es zu spät. Wie jetzt. Am Montag verstarb mit 80 Jahren Cornelius Kolig. Sein Hauptwerk war wie oft in Österreich eines mit unverschämtem gesamtkünstlerischem Anspruch: Nicht weniger als das „Paradies“ wollte er in Vorderberg, im Kärntner Gailtal, errichtet haben. Keine andere Gegend wäre phonetisch für Koligs Zwecke geeigneter, und doch war es Zufall, in Koligs Fall einer der Geburt. Denn er wurde 1942 just an diesem Ort geboren, als Enkel des spätexpressionistischen Malers Anton Kolig, der als einer der Hauptprotagonisten des Nötscher Kreises in Österreich nicht nur berühmt war, sondern wegen seiner zumindest in seinen Bildern unverdeckten Homosexualität auch berüchtigt.

Sein Enkel sollte ihn an Provokation übertreffen. Cornelius Kolig, ein Ruhiger, um den es zuletzt alarmierend still geworden ist, wurde aufgrund seiner radikal den Körper betreffenden Kunst ähnlich Kollegen Hermann Nitsch in Österreich stark angefeindet. In greller, auch ironischer Pop-Art-Manier stellte er verdrängte oder tabuisierte sexuelle Begehren und körperliche Funktionen dar. Gerne um Exkremente kreisend. Wenn er etwa Kothaufen abgoss und vergoldete, bis sie aussahen wie barockes Ornament. Wenn er Maschinen zur künstlichen Befruchtung oder für sonstige intime Berührungen baute. Aus einem opulent am Boden aufgelegten rosa Rock einen nackten weiblichen Unterleib dem Betrachterblick entgegenreckte. Oder wenn er die Bigotterie anprangerte, wenn er aus Opferlichtern die Buchstaben F, U und T formte. Zu sehen das letzte Mal in bzw. bei Wien in einer großen Ausstellung 2009 im Essl Museum.

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