Eine spannende Wahlnacht steht bevor - und womöglich ein langes Warten auf die Ergebnisse. Das betrifft besonders jene um die Mehrheit im Senat.
Es wird eine spannende Wahlnacht in den USA - auf die wochenlanges banges Warten folgen könnte. Bei den Zwischenwahlen am Dienstag geht es um die künftigen Mehrheiten in beiden Kongresskammern. Und während schnell feststehen könnte, wer das Repräsentantenhaus kontrolliert, könnte es im Extremfall einen Monat dauern, bis die Mehrheit im Senat klar ist.
Der Wahltag und das Repräsentantenhaus
Die ersten Wahllokale an der US-Ostküste öffnen am Dienstag um 6.00 Uhr morgens (Ortszeit; 12.00 Uhr MEZ). Nach Schließung der Wahllokale werden die großen US-Sender am Abend - in Österreich in der Nacht auf Mittwoch - die Sieger in einzelnen Rennen bekanntgeben. Sollten die Republikaner eine deutliche Mehrheit im Repräsentantenhaus gewinnen, dürften US-Medien das im Verlauf des späten Abends oder in der Nacht verkünden.
Es ist aber auch möglich, dass dies in der Wahlnacht noch nicht geschehen wird, weil das Rennen insgesamt so eng ausfällt, dass es auf jedes oder fast jedes Abgeordnetenmandat ankommt. Das Auszählen von Stimmzetteln ist in den USA häufig sehr zeitaufwändig, unter anderem bei Briefwahlstimmen. Möglich sind auch Klagen gegen Wahlergebnisse in einzelnen Wahlkreisen sowie automatische oder von Kandidaten verlangte Neuauszählungen bei sehr knappen Ergebnissen.
Zur Erinnerung: Bei der Präsidentschaftswahl 2020 dauerte es vier Tage, bis die US-Sender den Demokraten Joe Biden zum Sieger ausriefen.
Eine mögliche Hängepartie im Senat
Besonders viel Zeit könnte in diesem Jahr vergehen, bis die künftige Senatsmehrheit feststeht. Das liegt daran, dass für den künftigen Senat wie bisher sehr knappe Mehrheitsverhältnisse erwartet werden. Außerdem haben mehrere wichtige Rennen, etwa in den Bundesstaaten Georgia, Nevada und Pennsylvania, keinen klaren Favoriten.
Georgia nimmt ohnehin eine Sonderrolle ein: Der Südstaat verlangt als fast einziger Bundesstaat, dass ein Senatskandidat im ersten Wahlgang auf mehr als 50 Prozent der Stimmen kommt. Gelingt dies nicht - was im Wettkampf zwischen dem demokratischen Senator Raphael Warnock und seinem republikanischen Herausforderer Herschel Walker wegen der Teilnahme eines dritten Kandidaten erwartet wird - kommt es am 6. Dezember zur Stichwahl. Sollte die künftige Senatsmehrheit an Georgia hängen, wird also erst in rund einem Monat klar sein, ob Demokraten oder Republikaner in der Kongresskammer das Sagen haben.
Auch hier hilft ein Blick zurück: Nach der Kongress- und Präsidentschaftswahl vom 3. November 2020 gab es keinen Sieger im Rennen um Georgias beide Sitze im US-Senat. Die Demokraten gewannen dann zwei Monate später überraschend beide Stichwahlen und kamen so wie die Republikaner auf 50 Senatssitze. Weil Vizepräsidentin Kamala Harris in ihrer Rolle als Senatspräsidentin in Pattsituationen mit ihrer Stimme den Ausschlag gibt, hatten die Demokraten fortan faktisch eine Mehrheit im Oberhaus.
Dieses Jahr könnte alles aber auch viel schneller über die Bühne gehen: Die Republikaner könnten eine so deutliche Senatsmehrheit erringen, dass dies auch ohne das Ergebnis aus Georgia noch in der Wahlnacht feststeht. Rein theoretisch könnte dies auch den Demokraten gelingen - dieses Szenario gilt aber als nahezu ausgeschlossen. Der neue Kongress wird Anfang Jänner zusammenkommen.
(APA/dpa)