Teuerung

Schweizern droht höchster Kaufkraftverlust seit 1942

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Zwar wollen die Firmen die Löhne für das nächste Jahr erhöhen, die Inflation die Lohnerhöhungen allerdings auffressen. Noch schlechter sieht es für das Jahr 2022 aus.

Schweizer Firmen wollen ihren Angestellten die Löhne für nächstes Jahr zwar deutlich erhöhen. Für 2022 droht jedoch der größte Reallohnverlust seit dem Zweiten Weltkrieg. Konkret wollen die Schweizer Unternehmen die Löhne für 2023 im Durchschnitt um 2,2 Prozent erhöhen. Das ist der höchste Anstieg seit knapp 15 Jahren, wie die UBS in ihrer am Dienstag veröffentlichten Lohnumfrage schreibt.

Der erwartete Anstieg zieht sich breit durch alle Branchen. Besonders stark - um je drei Prozent - dürften die Löhne im kommenden Jahr im Großhandel, der Uhren- und Schmuckindustrie sowie im IT-Bereich steigen. Schwächere Lohnerhöhungen dürfte es in Branchen wie der Metall- und Textilindustrie geben. Diese seien den steigenden Energiepreisen überdurchschnittlich ausgesetzt, so die UBS.

Doch wer sich nun über mehr Lohn freut, hat die Rechnung ohne die Inflation gemacht. Im kommenden Jahr dürfte die Inflation bei etwa 2,1 Prozent zu liegen kommen. Real dürften die Löhne somit in etwa stagnieren.

Historischer Reallohn-Verlust im Jahr 2022

Und noch schlechter sieht es für das nun auslaufende 2022 aus. Wegen der hohen Teuerung dieses Jahr dürften Arbeitnehmende einen deutlichen Kaufkraftverlust erleiden, schreiben die Experten weiter. Unter Einbezug der Inflationserwartung von 2,9 Prozent für heuer ergebe sich mit einem durchschnittlichen Nominallohnanstieg um lediglich 1,1 Prozent ein Reallohn-Verlust von 1,8 Prozent. Das entspreche dem stärksten Rückgang seit 1942.

Immerhin konnten Schweizer Arbeitnehmer in den vergangenen zehn Jahren aber oft von starken Reallohnzuwachsen profitieren, wie UBS-Ökonom Daniel Kalt an einer Telefonkonferenz zur Umfrage ausführte. Denn zwischen 2009 und 2021 sei es fast Jahr für Jahr zu Reallohnzuwächsen von mindestens einem Prozent gekommen.

Und mit Blick nach vorne dürfte es lohnmäßig auch schon bald wieder besser werden für die Angestellten. Das Stichwort ist hier der Fachkräftemangel, der sich zu einem richtiggehenden Arbeitskräftemangel ausgeweitet habe, so die UBS.

An diesem dürfte sich in nächster Zeit aus strukturellen Gründen nur wenig ändern. Denn die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer stehen kurz vor der dem Erreichen des Rentenalters, wie die Ökonomen ausführten. Bis 2040 dürften laut Bundesamt für Statistik (BFS) 400.000 alte Schweizerinnen und Schweizer mehr den Arbeitsmarkt verlassen als junge nachkommen.

Austritt der Babyboomer hinterlässt Spuren

Der Austritt der Babyboomer-Generation aus dem Arbeitsmarkt werde somit Spuren hinterlassen, die wohl nur schwierig durch Zuwanderung allein zu lösen seien, meinte Kalt. Einerseits werde wohl eine mögliche Erhöhung des Pensionsalters in der Politik wieder diskutiert werden müssen.

Andererseits gelte es, ungenütztes Arbeitskräftepotenzial im Inland noch besser zu nutzen - etwa durch eine stärkere Einbindung von Frauen in den Arbeitsmarkt. Firmen würden bereits heute vermehrt versuchen, sich mit Teilzeitmodellen und Homeoffice bei potenziellen Arbeitnehmern als attraktiv zu positionieren, ergänzte UBS-Ökonom Florian Germanier die Ausführungen von Kalt.

(APA)

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