Auslandssemester

Nach der Pandemie: Zurück ins Ausland

Die Zahl der Auslandsaufenthalte von Studierenden brach in der Pandemie um bis zu 80 Prozent ein. Nun aber steigen die Zahlen wieder. Wird der Aufschwung nachhaltig sein?

Das bekannteste Austauschprogramm der Welt feierte vor kurzem einen runden Geburtstag in Österreich: Am 11. Oktober wurde Erasmus 30 Jahre alt. Europaweit gibt es das Programm bereits seit 35 Jahren und soll seither die europäische Identität stärken. Der Name erinnert an den bekanntesten europäischen Humanisten der Renaissance, Erasmus von Rotterdam, und ist gleichzeitig ein Akronym von "European Community Action Scheme for the Mobility of University Students". Mehr als zwölf Millionen Auslandsaufenthalte hat es seit 1987 ermöglicht. Es ist damit das weltweit größte Mobilitätsprogramm. Seit 2014 heißt es offiziell Erasmus+.

In Österreich rechnet der dafür zuständige Oesterreichische Austauschdienst (OeAD) für die Periode von 2021 bis 2027 mit bis zu 240.000 Teilnehmenden aus den Sektoren Hochschule, Schul-, Berufs- und Erwachsenenbildung. Das sind rund 34.300 Personen pro Jahr. Die Zahl der Hochschul-Mobilitäten steigt seit geraumer Zeit jährlich an. 2019 bewilligte der OeAD rund 10.800 Aufenthalte in diesem Bereich. 2020 waren es trotz Pandemie fast so viele, nämlich 10.485.

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Langsame Erholung

Diese Zahl ist derzeit aber wenig aussagekräftig. Denn wie viele trotz Reisebeschränkungen 2020 und 2021 tatsächlich ins Ausland gegangen sind, kann der OeAD noch nicht sagen. Die Hochschulen haben bis zu 36 Monate Zeit, die Aufenthalte abzurechnen. Wie groß und nachhaltig der Coronaknick tatsächlich war, bleibt vorerst offen.

(c) Petra Winkler



Ein Blick auf die Zahlen einzelner heimischer Unis lässt zumindest vermuten, dass es nach dem Knick langsam wieder aufwärts geht (siehe Grafik). 2020 gingen nur knapp halb so viele Uni-Studierende ins Ausland wie im Jahr zuvor (3488). 2021 stieg die Zahl auf 4039. Das ist zwar immer noch deutlich weniger als vor der Pandemie, für das Jahr 2022/23 berichten die Unis auf Nachfrage aber von einer noch deutlicheren Erholung. Konstant hoch bleibt der Frauenanteil von rund 60 Prozent.

Die größte heimische Universität, die Uni Wien, hat bei der Zahl der Incomings, also bei jenen, die aus dem Ausland herkommen, schon wieder das Vorkrisenniveau erreicht. 2021/22 waren es 966 Studierende, 2019/20 waren es 964. Ebenso deutlich zeigt sich das bei den Outgoings: Während 2019/20 insgesamt 851 Studierende ins Ausland gingen, waren es 2020/21 lediglich 208. Das entspricht einem Coronarückgang von rund 80 Prozent. 2021/22 waren es hingegen bereits wieder 792. Die beliebtesten Zielländer waren Frankreich, gefolgt von Spanien, Deutschland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich.

Auch an der Wiener Wirtschaftsuni (WU) geht der Trend wieder nach oben: Allein im heurigen Wintersemester 2022/23 starteten 695 Austauschstudierende ihren Aufenthalt an der WU. Das ist die höchste Zahl an Incomings, die je an der WU verzeichnet wurde, berichtet das Rektorat auf Anfrage. Im Vorjahresvergleich ist die Zahl um rund 26 Prozent gestiegen, wobei auch 2021/22 wieder ähnlich viele Studierende aus dem Ausland kamen wie vor der Pandemie (941).

Wie nachhaltig der Anstieg der Auslandsaufenthalte ist, muss sich erst zeigen. Doch prinzipiell dürfte die Bereitschaft, im Ausland Erfahrungen zu sammeln, nun wieder größer werden. Das bestätigt auch der OeAD: "Die Stimmung an den Hochschulen ist viel besser als letztes Jahr", sagt eine Sprecherin. Das erklärt WU-Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger "mit dem Rückgang der Reisebeschränkungen". Künftig sei weiterhin mit einer positiven Entwicklung zu rechnen, insbesondere von Partneruniversitäten außerhalb Europas. "Der Trend zum Austausch spiegelt sich in dem Wunsch wider, nach über zwei Jahren Pandemie gemeinsames Lernen und Mobilität im wahrsten Sinne des Wortes wieder zu ,erleben ", sagt die Rektorin.

34.300: Mit so vielen Erasmus+-Aufenthalten rechnet der OeAd zwischen 2021 und 2027 pro Jahr.

80 Prozent betrug der Rückgang bei den Auslandsaufenthalten an der größten heimischen Uni, der Uni Wien, im Pandemiejahr 2020/2021.

Zwei Drittel aller Auslandssemester werden an heimischen Unis von Frauen angetreten.

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