Russland

Der Zorn der belogenen Soldaten

(c) REUTERS (SERGEY PIVOVAROV)
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Im Netz mehren sich Beschwerden über die schlechte Versorgung und Ausrüstung der Mobilisierten. Und ein aktueller Fall legt nahe, dass die Verluste unter den Reservisten sehr hoch sind.

Moskau/Wien. „Unsere Helme taugen nichts“, beklagt sich ein Soldat und hält einen alten Armeehelm in die Kamera. Mit einem einfachen Messer hat er die oberste Schicht des Kopfschutzes aufgekratzt, im Inneren lässt sich die Fütterung herausreißen. „Wie soll dieses Ding gegen Kugeln sicher sein? Ein riesiges Dankeschön an die Verwaltung des Gebiets Stawropol.“ Örtliche Verwaltungen in Russland müssen dieser Tage häufig für die Ausstattung der eilig eingezogenen Männer einspringen. Die Materialspenden sind nicht immer hochwertig, wie auch andere Clips russischer Reservisten nahelegen.

In einem anderen Video stehen mehrere mittelalte Männer in einem Waldstück irgendwo in der russisch besetzten Ukraine. Einer beschwert sich: „Wir haben keine Patronen, keine Granaten, kein Wasser.“ Ihre Uniform hätten sie selbst zusammengestückelt. Man habe sie hier abgeladen, die Armee versorge sie nicht. Ein anderer kommentiert: „Unsere Aufgabe ist unklar. In der Nacht werden wir ständig beschossen. Die russische Armee ist ein Saustall.“

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