Netflix-Film

"Enola Holmes 2": Die Rebellin erlaubt sich Romantik

Die Polizisten: größtenteils korrupt.
Die Polizisten: größtenteils korrupt.(c) Alex Bailey/Netflix © 2022
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Düstere Fabriken, tote Mädchen, Korruption. Der zweite Film rund um Sherlocks Schwester ist erwachsener - und dennoch genau auf Jugendliche abgestimmt.

Selbständigkeit ist nicht einfach. Jedenfalls berufliche, wie Enola Holmes  (Millie Bobby Brown) mittlerweile erfahren hat. Sie hat ein Detektivbüro angemietet, aber die Klienten bleiben aus. Zu jung, nur ein Mädchen - das kommt nicht gut an. Ihr Bruder Sherlock (unaufregend: Henry Cavill) dagegen hat allzu viel zu tun. Enola ist schon dabei aufzugeben, als doch noch ein Auftrag kommt: Ein kleines Mädchen sucht seine Schwester.

Was erst unkompliziert klingt, zieht bald weite Kreise: In der Fabrik, in der die Schwester arbeitete, sterben viele junge Arbeiterinnen, und Typhus ist wohl nicht der Grund. Die Chefetage hat Geheimnisse, es passieren Morde, Enola wird verhaftet und findet sich im Gefängnis wieder. Woraufhin ihre Mutter (großartig: Helena Bonham Carter) die Mauern sprengt und sie per Kutsche befreit.

"Enola Holmes 2" versucht einen breiten Spagat zwischen unschuldigem Kostümschinken und politischer Ermächtigungsgeschichte, zwischen flottem Abenteuer und historischem Krimi. Wie sich auch Millie Bobby Brown strecken muss, um gleichzeitig die unerschrockene, brillante Heldin zu geben, die bewaffnete Männer niederringt - und trotzdem das nette, auch mal tollpatschige Mädchen ist, mit dem sich die jungen Zuseherinnen identifizieren können. Schließlich ist der Film komplett auf sie zugeschnitten.

Schmetterlinge-im-Bauch-Romantik für Teenager.
Schmetterlinge-im-Bauch-Romantik für Teenager.(c) Alex Bailey/Netflix © 2022

Sehr bewusst werden denn auch Hautfarben und Geschlechterrollen neu zugeteilt. Und Enola darf schließlich ihrem feschen, adeligen Tewkesbury das Kämpfen in einer Kutsche beibringen, er ihr das Tanzen in einem Badezimmer. Der Fächerschwung, den er ihr nicht erklärt, ist schließlich die hübsche Liebeserklärung. Louis Partridge als Viscount versucht mit vielsagenden Blicken in die Fußstapfen von Matthew Macfadyen als Mr. Darcy zu treten. Mehr Schmetterlinge-im-Bauch-Romantik also, am Ende vielleicht sogar der perfekte Ehemann? Man gönnt es ihr.

Der erste Film, in dem die Figuren erst vorgestellt werden mussten, geriet mit mehr als zwei Stunden nicht nur recht lang, sondern stellenweise auch langatmig. Der zweite Teil, obwohl er 130 Minuten dauert, ist deutlich flotter: weniger Kleidungswechsel, weniger Ortswechsel, mehr Fokus auf der Handlung. Insofern ein wenig erwachsener, könnte man sagen.

„Enola Holmes 2", seit 4. November auf Netflix.

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