Pizzicato

Ein ganzer Kerl und der Oscar

Sean Penn, keine Frage, ist ein ganzer Kerl. Der Mann hat eine Ehe mit Madonna überstanden, wenngleich mit Kratzern, die womöglich nicht nur von Prügeleien mit den Paparazzi herrühren.

Ein Kampf, ach was, am Ende wohl eher eine Hölle. Dabei hatte sie ihn im Album „True Blue“ als den „coolsten Typen des Universums“ angeschmachtet. Der Kampf und der Krieg haben es dem Regisseur von „Into the Wild“ angetan. Mit Vorliebe reist Hollywoods einstiger „Bad Boy“ in Kriegszonen und „Schurkenstaaten“. Er traf Diktatoren und „El Chapo“, den mexikanischen Drogenboss.

In den ersten Kriegstagen floh er mit einem Trolley auf einer der Straßen aus Kiew – eine filmreife Szene. Jetzt kehrte er muskelbepackt im T-Shirt mit einem seiner beiden Oscars als Leihgabe für Wolodymyr Selenskij zurück. Dafür würden manche, wenn schon nicht die ganze Hand, so doch den kleinen Finger hergeben. Der ukrainische Präsident war so voller Adrenalin, dass seine Armee gleich die Schlüsselstadt Cherson einnahm. Was so eine vergoldete Statuette alles ausmacht! Im Gegenzug bekam Penn einen Orden und eine Plakette auf Kiews „Walk of Fame“ – der „Allee des Muts“.

Was, wenn Penn und Selenskij, der es vom Präsidenten in der TV-Serie „Diener des Volks“ zum Staatschef im echten Leben gebracht hat, Rollen tauschen würden? Das fehlt Penn noch auf seiner Bucket-List.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2022)

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