COP27

Mehr Öl- und Gaslobbyisten bei Klimakonferenz als Afrika-Vertreter

Keine Lobbyistin, aber noch Sprecherin des US-Repräentantenhaus, ist Nancy Pelosi, die am Donnerstag in Sharm el-Sheikh eintraf.
Keine Lobbyistin, aber noch Sprecherin des US-Repräentantenhaus, ist Nancy Pelosi, die am Donnerstag in Sharm el-Sheikh eintraf.APA/AFP/JOSEPH EID
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133 Vertreter fossiler Energielieferanten nehmen an der Weltklimakonferenz teil - um ein Viertel mehr als 2021, monieren Umweltschützer. In Wien machen Vertreter südlicher Länder auf die Finanzierungslücke bei der Klimahilfe aufmerksam. Man sei kein „Bittsteller“.

Bei der UN-Klimakonferenz in Sharm el-Sheikh (COP27) sind nicht nur zahlreiche Umwelt- und Entwicklungsorganisationen vertreten, sondern auch hunderte Lobbyisten für klimaschädliche fossile Energien. Ihre Zahl sei im Vergleich zur COP26 in Glasgow um 133 Vertreter und damit gut ein Viertel auf 636 gestiegen, erklärten die Nichtregierungsorganisationen Corporate Accountability, Corporate Europe Observatory (CEO) und Global Witness (GW) am Donnerstag.

Bei der Auswertung der vorläufigen Teilnehmerliste der Vereinten Nationen wurden demnach zum einen Teilnehmer gezählt, die direkte Verbindungen zu Konzernen für fossile Energien wie Shell, BP oder Chevron haben. Zum anderen berücksichtigte die Untersuchung auch Mitglieder staatlicher Delegationen, die im Interesse der fossilen Industrie aufträten. So seien 70 Mitglieder der Delegation der Vereinigten Arabischen Emirate, dem Ausrichter der COP28, als Lobbyisten für fossile Energien einzustufen, hieß es in dem Bericht der NGOs.

Mehr Öl- und Gas-Lobbyisten als Afrika-Vertreter

Nach den Vereinigten Arabischen Emiraten sind die zweitmeisten Lobbyisten für diese klimaschädliche Energie demnach mit der russischen Delegation angereist. In ihren Reihen wurden 33 dieser Interessenvertreter gezählt. Insgesamt 29 der knapp 200 Teilnehmerländer haben den Angaben zufolge solche Lobbyisten in ihren Delegationen.

Die NGOs kritisierten, obwohl die Weltklimakonferenz in Ägypten auch als Afrika-COP bezeichnet werde, sei die Zahl der Lobbyisten für Öl, Gas und Kohle größer als jede einzelne Delegation aus Afrika. Außerdem seien sie zahlreicher als die Vertreter der zehn am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder zusammengenommen. Aktivisten aus dem globalen Süden, der am stärksten unter der Erderhitzung leidet, seien bei der COP27 wegen Visa-Problemen, Repressionen der ägyptischen Behörden und hoher Reisekosten hingegen unterrepräsentiert.

Kritiker orten „Festival der fossilen Energien"

Die UN-Klimakonferenz in Sharm el-Sheikh drohe "ein Festival der fossilen Energien und ihrer verschmutzerischen Freunde" zu werden, erklärten die drei Organisationen. Die Verhandler bei der COP27 müssten Fortschritte erzielen bei konkreten Maßnahmen, "um die toxischen Praktiken der fossilen Industrie zu stoppen, die dem Klima mehr schadet als jede andere Industrie".

"Die außerordentliche Präsenz der Lobbyisten dieser Industrie bei diesen Gesprächen ist daher ein schlechter Witz auf Kosten sowohl der Menschen als auch des Planeten", hieß es in der Erklärung. Das UN-Klimasekretariat müsse diese Lobbyisten endlich von den Weltklimakonferenzen ausschließen.

„Sind keine Bittsteller"

Die indische Professorin und Umweltaktivistin Paula Banerjee hat unterdessen keine große Hoffnung, dass die Weltklimakonferenz in Ägypten richtungsweisende Entscheidungen bei der Bekämpfung der Klimakrise aufzeigen wird. "Aber wir dürfen nicht aufgeben", sagte Banerjee am Donnerstag in Wien. Es müsse weiter über eine gerechtere Welt diskutiert werden. Denn die Auswirkungen der Erderhitzung sind besonders im Globalen Süden zu spüren, obwohl die Verursacher im Globalen Norden leben, sagte sie der Austria Presse Agentur (APA).

Pato Kelesitse aus Botswana, Projektleiterin des "South African Climate Action Network“, fordert von den westlichen Industrienationen mehr Verlässlichkeit. Die beschlossene Klimahilfe für Entwicklungsländer sollte sich seit 2020 auf 100 Milliarden Dollar (99,6 Mrd. Euro) pro Jahr belaufen. Laut Greenpeace sind es aber nur rund 83 Milliarden Dollar auch tatsächlich geleistet worden. "Das zeigt uns auch, dass wir uns auf Versprechungen nicht verlassen können. Aber wir sind keine Bittsteller", so Kelesitse, die in der kommenden Woche selbst zur COP27 nach Sharm el-Sheikh reisen wird. "Afrikanerinnen und Afrikaner werden stets für ihre Resilienz gefeiert. Aber wir sollten gar nicht all diese Krisen durchmachen müssen", so die Projektleiterin gegenüber der APA.

(APA/AFP)

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