Analyse

Militärische Folgen des Rückzugs bei Cherson

Ukrainian servicemen fire a 2S7 Pion self-propelled gun at a position on a frontline in Kherson region
Ukrainian servicemen fire a 2S7 Pion self-propelled gun at a position on a frontline in Kherson regionREUTERS
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Der russische Abzug über den Unterlauf des Dnipro setzt die Serie der Rückschläge fort. Der breite Fluss ist eine gute Verteidigungslinie, aber letztlich kein absolutes Hindernis für die vorrückenden Ukrainer. Vielleicht wollen die ihn dort aber auch gar nicht überqueren.

Rückzug vor Kiew. Rückzug aus dem Nordosten. Rückzug vor Charkiw. Tumbes Anrennen im Donbass unter hohen Verlusten und mäßigen Bodengewinnen. Und nun der Rückzug bei Cherson: Im neunten Monat des Ukraine-Kriegs sind Rückzüge und Rückschläge für die Russen sozusagen zu einer Art Routine geworden.

Die neueste Absetzbewegung, die die Militärspitze in Moskau am Mittwochabend verkündet hatte, hat es in sich: Jetzt wird auch noch der Trans-Dnipro-Brückenkopf geräumt, also das besetzte ukrainische Gebiet westlich des Dnipro-Unterlaufs mit Cherson, der einzigen Regionalhauptstadt, die man hatte erobern können.

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