Energietechnik

Stolpersteine auf dem Weg zum Durchbruch von E-Lkw

Boku-Forschende nahmen E-Lkw im innerstädtischen Verteilerverkehr unter die Lupe. Großer Knackpunkt ist das Stromtanken.
Boku-Forschende nahmen E-Lkw im innerstädtischen Verteilerverkehr unter die Lupe. Großer Knackpunkt ist das Stromtanken.MAN Truck & Bus
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Die Transportlogistik steht unter Zugzwang: Auch sie muss einen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten. Sind Elektrolaster die Lösung? Ein Forschungsteam an der Universität für Bodenkultur Wien unterstützt die Branche im Bemühen um Dekarbonisierung.

Kaum eine Branche scheint von der angestrebten CO2-Neutralität bis zum Jahr 2040 weiter entfernt als die Transportlogistik: Der Schadstoffausstoß im Schwerverkehr hat sich in Österreich in den vergangenen 30 Jahren nicht reduziert, sondern verdoppelt. Und angesichts des erwarteten weiteren Zuwachses im Frachtaufkommen, den die Schiene aus Kapazitätsmangel nicht wird auffangen können, fordern die Expertinnen und Experten verstärkte Anstrengungen um die Dekarbonisierung auf der Straße.

Unterstützung kommt dabei vom Council für nachhaltige Logistik, in dem sich Forschende der Boku Wien mit Transport- und Handelsunternehmen zusammengeschlossen haben. „Alle namhaften Player sind um Emissionsfreiheit bemüht“, stellt Arbeitsgruppenleiter Werner Müller klar. „Um die Dieselflotten durch Zero-Emission-Nutzfahrzeuge zu ersetzen, gilt es jedoch, einige Hürden aus dem Weg zu räumen.“ So hinkte die technische Entwicklung der E-Laster lange Zeit jener von Pkw hinterher. Nach und nach kommen die großen Nutzfahrzeughersteller jetzt jedoch mit technisch ausgereiften E-Modellen auf den Markt. Die Fachleute der Boku sahen sich in einem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG sowie dem Klima- und Energiefonds unterstützten Projekt einige dieser Modelle bei Testfahrten genauer an.

Probleme gibt's mit Ladeinfrastruktur

„In dem Forschungsvorhaben wurden E-Lkw im innerstädtischen Verteilerverkehr, also z. B. beim Beliefern von Lebensmittelgeschäften, unter die Lupe genommen. Dabei hat sich gezeigt, dass es vor allem Probleme im Zusammenspiel zwischen den Schwerfahrzeugen und der Ladeinfrastruktur (beim Strom tanken, Anm.) gibt“, fasst Müller zusammen. „Es kommt immer wieder zu Abbrüchen beim Laden, ohne dass man weiß, ob nun die E-Lkw oder die Ladeinfrastruktur dafür verantwortlich sind. Ebenfalls aufgefallen ist, dass die Ladeleistung bei manchen Modellen stärker absinkt und somit die Zeit bis zum vollständigen Laden der Batterie deutlich länger dauert als vorgesehen.“

Um elektrisch betriebenen Lastfahrzeugen zum Durchbruch zu verhelfen, benötige es viele weitere Tests mit Stromtankstellen und Fahrzeugen. Müller: „Einige Hersteller bieten ein Zusatzservice an und verkaufen gleichzeitig mit dem Lkw eine auf das Fahrzeug abgestimmte Ladeinfrastruktur sowie ein Lademanagement-Tool, das dem Logistiker sagt, wann das Fahrzeug wie lang an die firmeneigene Ladestation gehängt werden muss, um die täglichen Routen optimal zu schaffen.“ Was es neben einer Lkw-tauglichen innerstädtischen Ladeinfrastruktur brauche, seien entsprechende Ladesäulen entlang der Autobahnen, um Laster auch auf Langstrecken versorgen zu können.

Das Council war zudem in einen ebenfalls vom Klima- und Energiefonds geförderten internationalen Koordinierungsprozess eingebunden, der zum Ziel hatte, unter Beiziehung von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik die Dekarbonisierung im Transportwesen europaweit zu beschleunigen. Das Potenzial ist groß, auch in Österreich: Von den rund 550.000 hierzulande angemeldeten Lastfahrzeugen sind in der Klasse über 3,5 Tonnen gerade einmal 90 ausschließlich mit Elektroantrieb ausgestattet, E-„Brummis“ über 18 Tonnen sind noch an einer Hand abzuzählen. Der hohe Anschaffungspreis gilt neben den Infrastrukturproblemen als Haupthindernis. „Die Zukunft in der Logistik gehört aus heutiger Sicht den Elektrotransportern, ergänzt von Lastern mit Wasserstoffantrieb“, ist Müller überzeugt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2022)

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