Innsbruck: Zum Verkauf steht dieses Stadthaus in der Claudiagasse.
Toplagen in den Städten

Die besten Adressen in den anderen Hauptstädten

Wo wohnt man gediegen in Innsbruck, Linz und Graz?

Aus welchen Zahlen bestehen die Äquivalente zur Wiener Postleitzahl 1010 eigentlich in den Landeshauptstädten? Welche Adressen finden sich dort eher hochgeprägt auf den Visitenkarten des alten Geldes, und welche – wenn überhaupt – nur mehr unterhalb dem E-Mail der Tech-Generation? Wo siedeln sich die erfolgreichen jungen Wilden an, die sich ihre eigene Art von Luxus leisten können und wollen? Und was muss man dafür am Inn, der Mur und der Donau stromaufwärts bezahlen?

Prachtvillen in Innsbruck

Wer ganz im Westen etwas Gleichwertiges zur Adresse Stephansplatz1 oder Himmelstraße auf dem Briefkopf haben möchte, wohnt in einer der ältesten Ortsteile Innsbrucks: in Saggen. „Hier stehen die alten, prunkvollen Villen mit drei bis vier Metern hohen Decken und Fischgrätböden entlang von Alleen mit großen alten Bäumen“, erklärt Florian Höll, Leiter der örtlichen Engel&Völkers-Filiale. Rund um den Kreisverkehr des Claudiaplatzes gehören etwa die Falkstraße und die Claudiastraße zu den absoluten Toplagen mit Villen auf 2000 Quadratmeter großen Grundstücken samt Altbaumbestand und standesgemäßen Toren. Diese Häuser kommen derzeit so gut wie gar nicht in den Verkauf, außer man muss sich von ihnen trennen. Und selbst dann wird überlegt, eher eine Villenetage als Grund und Boden oder gar das ganze Haus zu verkaufen. „Wir sind im Moment in der glücklichen Lage, dort ein Stadthaus im Portfolio zu haben, aber das ist wirklich eine Rarität“, so Höll. Und das nicht nur für sein eigenes Unternehmen, sondern auch für den Mitbewerb. Wie ein Blick ins Grundbuch zeigt, sind in jüngster Zeit kaum Transaktionen von Saggen-Villen verbüchert.

Gezahlt würde dafür allerdings genug: Auch ohne Aufzug und andere Annehmlichkeiten kratzen die prächtigen Häuser an den zweistelligen Millionenbeträgen – für das erwähnte Stadthaus sind 10,9Millionen Euro aufgerufen. Ein wenig „günstiger – ab zwei oder drei Millionen Euro – sind Villen in den Bezirken im Norden unterhalb der Hungerburg und im Süden in Richtung Igls, Lans und Aldrans zu haben. Das Angebot ist hier überschaubar. Für Wohnquadratmeter in hochwertigen Neubauprojekten müssen in diesen Lagen zwischen 6500 und 7500 Euro gezahlt werden. In der Innenstadt liegen diese Preise bei 11.000 bis 12.000 Euro, gehen aber auch noch höher hinauf: „Wer zwei Minuten Fußweg vom Goldenen Dachl entfernt wohnen möchte, muss auch mit 14.000Euro rechnen“, sagt Höll.

Hoch hinaus in Linz

Bis zu diesen Preisen ist es in Linz noch ein wenig hin. Hier wurden beispielsweise im Bruckner Tower, laut Sören Bortz, Inhaber von Remax-Partners in Linz, im Vorjahr Preise zwischen 6000 bis 8000 Euro pro Quadratmeter erzielt, und die Wohnungen mit Concierge-Service und anderen Goodies waren sofort vergriffen. Womit der Plafond aber auch erreicht ist, oberhalb von 7000 bis 8000 Euro spielt sich in der oberösterreichischen Landeshauptstadt bei aller Nachfrage zumindest noch nichts ab.

Wohnung mit großzügiger Terrasse in Leonding.
Wohnung mit großzügiger Terrasse in Leonding.Remax

Zu den besten alteingesessenen Lagen gehören das Zaubertal (4060 & 4020), der Linzer Pöstlingberg und Auberg in Urfahr. Ebenso zu den guten Adressen zählen der Rein- und Bauernberg. „Außerdem merkt man, dass sich der Speckgürtel in Richtung Marchtrenk und Wels weiter ausdehnt“, erklärt der Makler. Die Gegend rund um die Linzer Tabakfabrik im Hafenviertel – mit seinen Jungunternehmern und Start-ups – gehört laut Bortz zu den Toplagen: „Hier entsteht ein neuer, interessanter Hotspot, und es kommt ein Projekt mit Wohnungen und Hotels“, berichtet der Makler. In dem sich auch der Beginn einer neuen Ära abzeichnet: jener der Wohntürme. „Hier soll nach dem Bruckner Tower ebenfalls ein Turm entstehen, genau wie in der Post-City am Hauptbahnhof, wo einige Hochhäuser geplant sind“, berichtet Bortz.

Seitenwechsel in Graz

Auch in der steirischen Landeshauptstadt bewegt sich in Sachen Einserlagen etwas, was sogar die bislang in Stein gemeißelte Regel über das Wohnen auf der „richtigen“ Murseite zum Teil aufweicht. Denn der gelernte Grazer wusste seit Generationen, dass die „guten“ Lagen links der Mur zu finden waren, die weniger standesgemäßen am rechten Ufer. „Mittlerweile gibt es aber durchaus auch im Luxussegment Kunden, die dezidiert sagen, sie wollen innerstädtisch auf der rechten Seite wohnen“, berichtet Roderick Scherer, Inhaber des gleichnamigen Grazer Immobilienunternehmens. „Vor allem die Bezirke Lend und immer mehr Gries sind dabei gefragt, weil sich in den vergangenen Jahren ein pulsierender Standort mit Kultur und vielen Studenten gebildet hat.“ Was sich auch an neuen Entwicklungen zeige, für die durchaus für Graz gehobene Preise aufgerufen werden: „Direkt um die Ecke beim Kunsthaus gibt es beispielsweise ein cooles Projekt, für das sich nicht nur Grazer, sondern auch auswärtige Investoren interessieren“, weiß der Makler. „Auch wenn die Gasse bisher eher keinen guten Namen hatte.“

Modernes Grazer Wohnhaus in Jakominiplatz-Nähe und somit auf der linken Murseite zu finden.
Modernes Grazer Wohnhaus in Jakominiplatz-Nähe und somit auf der linken Murseite zu finden.Scherer Immobilien

Zwischen 3800 und 4000 Euro werden dort für den Quadratmeter luxuriös sanierten Altbau verlangt und auch gezahlt. Was für die sozusagen „falsche“ Murseite ordentlich ist, denn auch in den klassischen Lagen liegen die Preise mit 6000 bis 7000 Euro nicht unendlich weit darüber. Und die 10.000 Euro sind laut Scherer zumindest für die nächsten Jahre nicht in Sicht, „wir sind schließlich immer noch in Graz“, fügt er lachend hinzu. Bei den Villen macht die rechte Seite der linken schön langsam Konkurrenz: „Da suchen inzwischen viele, gerade auch Jüngere, etwa in Wetzelsdorf, beim Schloss St. Martin, in Straßgang oder am Gedersberg nach Grundstücken oder Häusern, weil dort anders als in den klassischen Villenlagen etwa am Ruckerl- oder Petersberg noch keine fast schon abnormalen Preise aufgerufen werden.“ Was aber natürlich nicht heiße, dass in den gelernten Luxuslagen, zu denen auch Andritz und Geidorf gehören, nicht weiterhin große Nachfrage herrscht und zumindest in den Villenbezirken Liebhaberpreise gezahlt werden. Denn unter einer Million lassen sich dort laut Scherer bestenfalls noch ordentlich sanierungsbedürftige Häuser finden– „oder der Altbestand wird einfach weggeschoben und der Grund dann neu bebaut“. (sma)

PREISE

Für Neubau-Quadratmeter im Luxussegment zahlt man in Innsbruck in den Grünlagen 700 bis 8000 Euro; in der Innenstadt 10.000 bis 11.000. Für besondere Lagen direkt beim Goldenen Dachl werden bis zu 14.000 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. In Linz liegen die Höchstpreise bei Erstbezug zwischen 7000 und 8000 Euro; in Graz müssen dafür im Highend-Segment 6000 bis 7000 Euro investiert werden. Tendenz überall steigend.

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