Kunstwerte

Die Crux der Authentifizierung

Die Echtheit eines Kunstwerks entscheidet über den Wert. Die Authentifizierung ist oft schwierig, und im Fall Heller war die Fälschung kaum aufdeckbar.

Der aktuelle Fall rund um den von André Heller gefälschten Basquiat-Rahmen zeigt ein generelles Dilemma des Kunstmarkts auf: die Authentifizierung von Werken. Die Echtheit eines Werks bestimmt den Wert in zweierlei Hinsicht: einerseits monetär, andererseits beeinflusst es auch die kunsthistorische Relevanz. Die Rezeption eines Werks durch den Betrachter hängt von den Informationen ab, die über die Arbeit zur Verfügung stehen. Das kann etwa die Schaffensperiode sein oder im Fall von Alten Meistern die Frage: Hat es der Meister höchstpersönlich gemalt, oder sind Teile bzw. das gesamte Bild von Schülern gemalt worden? Diese Einschätzung bestimmt massiv den Marktwert. Es entscheidet, ob eine Arbeit 4000 Euro oder vier Millionen Euro wert ist. Lebt der Künstler noch, ist es relativ einfach, denn man kann beim Künstler nachfragen, oder bei dessen Galerie. In vielen Fällen gibt es Stiftungen, Nachlassverwalter, Werkverzeichnisse oder Zertifizierungsstellen. Im Fall Basquiat gab es das Authentication Committee of Jean-Michel Basquiat, das aber nur bis 2012 tätig war. Generell stützt sich die Untersuchung und Authentifizierung von Kunstwerken auf drei Säulen: die Provenienzforschung, die Stilanalyse und naturwissenschaftliche Untersuchungen.

Perfide Täuschung. Dass nun die Justiz doch im Fall Heller ermittelt, ist gerechtfertigt, denn es handelt sich um eine perfide Täuschung, die durch den üblichen Authentifizierungsprozess nicht aufzudecken gewesen wäre. Die Zeichnungen, die auf den Rahmen geklebt wurden, stammen ja tatsächlich von Basquiat. Insofern war es für den Basquiat-Experten Dieter Buchhart kaum zu erkennen, dass nicht der gesamte Rahmen von ihm stammt, zumal seine Assistenten immer wieder Rahmen für ihn angefertigt haben. Auch die Provenienzforschung versagt hier, denn die Oral History hat Heller erfunden. Dass Basquiat damals beim Luna-Luna-Projekt mit Heller zusammengearbeitet hat, stimmt und ist dokumentiert. Dass im Zuge dessen der Rahmen hätte entstehen können, ist nachvollziehbar. Und dass sich jemand wie Heller zur Entstehung einen „Scherz“ erlaubt und nicht aufklärt, das hätte niemand gedacht.

Es passiert immer wieder, dass sich die Meinung über ein Werk ändert. Der berühmteste Fall ist das teuerste Werk der Welt: „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci, das erst 2011 in der National Gallery in London vom Kunsthistoriker Martin Kemp zum echten Leonardo erklärt wurde. Bis heute gibt es Experten, die die Echtheit bezweifeln, und das Werk selbst ist nicht mehr zu sehen gewesen.

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