Drei Jahre nach dem Ibiza-Crash kämpft die FPÖ wieder um Platz eins in den Umfragen, unbehelligt von eigenen Affären und anderen Parteien. Die Gründe einer Wiederkehr.
Es bedarf gar keiner ausführlichen Genese, keiner Fotos von Geldbündeln in Sporttaschen, keiner Spesenabrechnungen von Parteichefs, Nennung von Parteiabspaltungen oder dergleichen mehr, um zu beschreiben, wie es noch vor nicht allzu langer Zeit um die FPÖ gestanden ist. Da genügt ein Blick auf wenige Zahlen: minus zehn Prozentpunkte bei der Nationalratswahl 2019, minus zehn im selben Jahr in Vorarlberg, detto in der Steiermark. Bei den Landtagswahlen im Burgenland stürzte die FPÖ 2020 im Sog des Ibiza-Skandals ebenso wie in Wien in die Einstelligkeit ab, in der Hauptstadt verlor man gar historische 24 Prozentpunkte. Das ist gerade einmal zwei Jahre her.
Und es mag von der türkisen Malaise mitsamt eigenem Korruptions-U-Ausschuss überschattet werden, aber frei von Affären und Skandalen ist die FPÖ auch jetzt nicht. Ein Auszug: In Graz gibt es mittlerweile keinen freiheitlichen Gemeinderatsklub mehr, dafür aber den „(Korruptions-)Freien Klub“, der aus Blauen besteht, die sich im Nachgang eines Finanzskandals um mutmaßlich veruntreute Partei- und Klubförderungen abgespalten haben. Einer Selbstanzeige folgten Hausdurchsuchungen, Ausschlüsse und Rücktritte, in Berichten ist die Rede von einem Schaden in Millionenhöhe. Im Sommer wiederum flog der FPÖ die „Causa Jenewein“ mit parteiintern geheim aufgezeichneten Gesprächen über dubiose Vereinskonstruktionen um die Ohren – und im Herbst wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft gegen den blauen U-Ausschuss-Frontmann Christian Hafenecker wegen des Verdachts auf gefälschte Coronatestzertifikate ermittelt.