Pizzicato

Leben im Nebel, Nebel im Leben

Greber
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Am Sonntag lag der Nebel bei uns südlich von Wien wieder so tief über dem Ort, dass die Kirchturmspitze darin verschwand. In dem stillen, feuchten Grau kann's so schön sein. In begnadeteren Gegenden Österreichs gibt's aber auch Fluchtwege hinauf zur Sonne.

Am Sonntagmorgen ging ich durch dichten Nebel zum Friedhof. Alles war still, die Verkehrsgeräusche wie durch Watte schallgedämpft, es war feucht, kalt (ja, das gibt's immer noch!) und schön, gelbe Blätter an dunklen Baumskeletten schienen wie Lichtlein im Grau. Grau ist eine schöne Farbe, man muss nur die feinen Nuancen sehen können.

Der Nebel lag so tief, dass sich die Kirchturmspitze unsrer Gemeinde südlich von Wien und Handymasten darin verwischten. Oh, was war das kürzlich doch für ein gewaltiger Anblick, als wir uns, von Malta kommend, im Flugzeug Schwechat näherten (Sorry, Fanclub Greta, aber die meisten Menschen haben nicht so viel Zeit für superlange Bahn- und Schiffsreisen, dafür muss man Student sein, freischaffender Klimaaktivist, MinisterIn, vermögender Privatier oder Pensionist). Es war früher Vormittag, die Sonne schien, der Himmel war blau, und über dem Land lag weithin dichter Nebel wie Schlagobers, aus dem da und dort Wälder von Windrädern wie Geister ragten, und Türme von Raiffeisen-Lagerhäusern auch.

Auch halb Wien war unsichtbar, dort fanden etwa der Donauturm, Teile der UNO-City, mehrere Wolkenkratzer in der Nähe und der Millennium Tower aus dem Nebelpanzer heraus ins Licht.

Greber

So schön. Aber Nebel kann einen mit der Zeit natürlich auch drücken. Dann ist's gut, wenn man in Gegenden wie dem Rheintal lebt, wo du in einer halben Stunde aus der Suppe raus in die Höhe kommen und Sonne trinken kannst. Aufs Bödele und den Karren oberhalb von Dornbirn etwa, auf den unvergleichlichen Pfänder bei Bregenz etc. Gibt ja genug Berge im nahen Umkreis - samt Einkehrmöglichkeiten. In flacheren Regionen wie Wien und Teilen von NÖ hingegen bleiben die Leut gefangen. Tja.

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