Gastbeitrag

Es krankt am Filmförderwesen

Die Debatte zu Ulrich Seidl zeigt: Die Kontrollorgane der österreichischen Film- und Fernsehbranche haben versagt.

Der Autor

Christian Dohr (*1988) ist Produktionsleiter und Produzent für Film, Fernsehen und Streaming.

In der Debatte um die Arbeitsweise auf den Filmsets von Ulrich Seidl ist mittlerweile viel ohne Relevanz und ohne Konsequenz gesagt worden. Wie Seidl arbeitet, ist den Menschen in der österreichischen Film- und TV-Branche bewusst. Mir geht es nicht um die Beantwortung moralischer Fragen, diese wurden schon zuhauf mit viel Meinung und wenig Sachkenntnis verhandelt. Mir geht es um ein gänzlich anderes Problem, das im Zuge dieser Diskussion besprochen werden sollte: Die Kontrollorgane der österreichischen Film- und Fernsehbranche haben versagt.

In Österreich wird fast jede audiovisuelle Produktion durch das österreichische Filminstitut (ÖFI), den Filmfonds Wien (FFW) und den ORF finanziert. Ohne diese drei Säulen gäbe es die österreichische Film- und Fernsehbranche in ihrer gegenwärtigen Form nicht. Und diese drei Institutionen gäbe es ohne uns SteuerzahlerInnen nicht.

Als Förderkriterium sollten die grundsätzlich einzuhaltenden arbeitsrechtlichen Standards erweitert werden. Mitwirkende Personen sollten über schwierige Situationen im Vorfeld ohne Rücksicht auf die sogenannte „Authentizität“ informiert werden. Physische und psychische Grenzüberschreitungen sollten nicht mit Steuergeldern gefördert werden. Darauf sollten wir uns grundsätzlich verständigen können. Doch von Seiten unserer Förderungsentitäten wird kein merkbares Interesse gezeigt.

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