Istiklal

46 Festnahmen: Türkei macht militante Kurden für Anschlag verantwortlich

Am Tatort im Zentrum der türkischen Metropole Istanbul gedachten viele Menschen der Opfer des Anschlags vom Sonntag.
Am Tatort im Zentrum der türkischen Metropole Istanbul gedachten viele Menschen der Opfer des Anschlags vom Sonntag.REUTERS
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Der türkische Innenminister erklärt, der Befehl für den Anschlag in der Einkaufsstraße in Istanbul sei aus Kobane in Nordsyrien gekommen. Kondulenzbekundungen aus den USA lehnt er ab.

In Zusammenhang mit dem Bombenanschlag in Istanbul hat die Polizei 46 Personen festgenommen. Darunter sei auch eine Syrerin, die die Bombe platziert haben soll, teilte die Polizei am Montag mit. Bei einer ersten Befragung habe sie angegeben, von militanten Kurden in Syrien ausgebildet worden zu sein. Sie sei über die nordsyrische Region Afrin in die Türkei gereist.

Die türkische Regierung hatte zuvor militante Kurden aus Syrien für den Bombenanschlag am Sonntag verantwortlich gemacht. Der Befehl für den Anschlag sei aus der nordsyrischen Stadt Kobane gekommen, sagte Innenminister Süleyman Soylu. Dort sind die türkischen Streitkräfte in den vergangenen Jahren mehrfach gegen die syrisch-kurdische Miliz YPG vorgegangen, die von der Regierung in Ankara als Terror-Organisation und Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK angesehen wird. Die Person, die mutmaßlich die Bombe in der Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal gelegt haben soll, sei zudem durch die nordsyrische Region Afrin gereist, sagte Soylu. Im Fernsehen wurden Bilder gezeigt, wie offenbar eine Frau ein Paket am Tatort ablegte.

Sechs Tote durch Explosion

Bei dem Anschlag in der belebten Einkaufsstraße in der Bosporus-Metropole waren am Sonntag sechs Menschen getötet und mehr als 80 Menschen verletzt worden. 31 Verletzte wurden den Behörden zufolge am Montag noch im Krankenhaus behandelt, zwei von ihnen befanden sich demnach in kritischem Zustand. Soylu zufolge waren die Opfer etwa im Alter zwischen 9 Jahren und Anfang 40.

Österreicher befinden sich keine unter den Toten oder Schwerverletzten, wie das Außenministerium am Montag bestätigte. Bezüglich Verletzten gebe es keine gesicherten Informationen, aber auch keine Hinweise darauf, dass Österreicher verletzt worden seien, hieß es.

Istanbul und andere türkische Städte waren in der Vergangenheit wiederholt von politisch motivierten Anschlägen militanter kurdischer und auch islamistischer Gruppen erschüttert worden. Die PKK gilt in der Türkei, Europa und den USA als Terrororganisation.

Streit um Nato-Beitritt

Der Anschlag könnte auch weitere Hürden für einen Nato-Beitritt von Schweden und Finnland aufbauen, den die Türkei seit Wochen blockiert. Präsident Erdogan wirft den skandinavischen Ländern Unterstützung für kurdische Gruppen vor, die die Türkei als Terrororganisationen eingestuft.

Innenminister Süleyman Soylu hat außerdem scharfe Worte an die USA gerichtet. Soylu wiederholte seinen Vorwurf an Washington, "Terrororganisationen" in Nordsyrien zu unterstützen und erklärte am Montag: "Wir nehmen die Kondolenzwünsche des amerikanischen Botschafters nicht an, wir weisen sie zurück."

US-Konsulat und Botschaft hatten den Anschlag mit sechs Toten, wie andere Auslandsvertretungen auch, scharf verurteilt und Opfern Beileid ausgesprochen. Die USA sieht die YPG im syrischen Bürgerkrieg als Partner im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Im nächsten halben Jahr stehen außerdem Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Türkei statt. Die Wirtschaft in der Türkei ist am Boden. Das Land ist zudem mit Hunderttausenden Migranten konfrontiert, die aus den umliegenden Krisenländern eingereist sind.

(APA/Reuters/dpa)


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