Balkan vor Mittelmeer

Frontex meldet 275.500 illegale Einreisen nach Europa

Migranten erreichen nach einer Überfahrt des Ärmelkanals Dover in Großbritannien.
Migranten erreichen nach einer Überfahrt des Ärmelkanals Dover in Großbritannien.REUTERS
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Das sind um 73 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Frankreich und Großbritannien schließen ein Abkommen, um illegale Übertritte über den Ärmelkanal besser zu verhindern.

In den ersten zehn Monaten dieses Jahres sind 275.500 illegale Einreisen nach Europa gemeldet worden. Das sind 73 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres und die höchste Zahl seit 2016, geht aus vorläufigen Schätzungen von Frontex, der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache, hervor.

Der westliche Balkan ist nach wie vor die aktivste Migrationsroute in Richtung EU - mit 128.438 illegalen Einreisen in den ersten zehn Monaten, 22.318 davon allein im Oktober, fast dreimal mehr als vor einem Jahr. Die zentrale Mittelmeerroute verzeichnete ebenfalls zwischen Jänner und Oktober 2022 einen Anstieg der illegalen Grenzübertritte um 48 Prozent auf 79.140. Sie ist damit die am zweithäufigsten genutzte Migrationsroute in Richtung EU, geht aus Frontex-Daten hervor.

Im Oktober meldeten die EU-Mitgliedstaaten rund 36.500 illegale Grenzübertritte, 47 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. "Aufgrund der hohen Zahl der Ankünfte kann es zu Verzögerungen bei den Meldungen kommen und die endgültigen Zahlen könnten höher sein", berichtete Frontex.

Frankreich und Großbritannien schließen Abkommen

Um die wachsende Zahl illegaler Überfahrten von Migranten über den Ärmelkanal von Frankreich nach Großbritannien zu reduzieren, haben beide Länder ein umfangreiches Abkommen getroffen. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin und seine britische Amtskollegin Suella Braverman unterzeichneten am Montag in Paris die Vereinbarung, die erstmals das Entsenden britischer Beamte als Beobachter nach Frankreich und umgekehrt vorsieht.

Die Zahl der an Nordfrankreichs Küste eingesetzten Polizeibeamten soll um 40 Prozent erhöht werden, außerdem soll neue Überwachungstechnik zum Einsatz kommen, teilte das Innenministerium in Paris mit.

Mit dem Abkommen wird die bereits bestehende Kooperation beider Länder im Kampf gegen die illegalen Überquerungen des Kanals fortgesetzt. Großbritannien zahlt Frankreich für den verstärkten Grenzschutz 2022/2023 einen Betrag von 72,2 Millionen Euro.

Insbesondere ins Visier nehmen wollen beide Länder illegale Einreisen aus Albanien, woher nach britischen Angaben fast ein Drittel der Migranten stammt, die den Ärmelkanal überqueren wollen. In diesem Jahr sind bisher mehr als 40.000 Menschen illegal nach Großbritannien gekommen, deutlich mehr als im Gesamtjahr 2021. Das ist der Regierung in London ein Dorn im Auge.

Der britische Premierminister Rishi Sunak äußerte sich am Montag auf dem Weg zum G20-Gipfel in Indonesien zuversichtlich, dass der Deal mit Frankreich die Zahl der illegalen Überfahrten deutlich senken wird. "Ich will aber auch ehrlich zu den Menschen sein, dass es keine magische Lösung gibt. Das schaffen wir nicht über Nacht", sagte er

In der Vergangenheit war der Umgang mit der Migration über den Ärmelkanal oft auch ein Zankapfel zwischen beiden Ländern gewesen.

(APA)

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